CD «Niveau Weshalb Warum»: Feiern gegen die Mistwelt

Nr. 7 –

Um Parodien auf Haftbefehl und andere supermaskuline deutsche Gangsta-Rapper müssen sich jetzt andere kümmern. Deichkind, die einstigen Experten für solche Fälle, haben sich schliesslich schon vor einer ganzen Weile von der Persiflage auf Hip-Hop-Klischees verabschiedet. Seit «Aufstand im Schlaraffenland» (2006) steht das Feiergerüst der Hamburger Gruppe, inklusive Müllsackkostümierung und Wodkazitze. Prost, Alter, ziehs dir rein!

Auch ihre sechste Platte «Niveau Weshalb Warum» ist so grell wie brachial, weshalb man auch gleich wieder weiss, wo diese Musik ganz sicher nicht hingehört: an den Sonntagsfamilientisch oder ins Kuschelgemach. Die Konsequenz, mit der Deichkind sich für ein immer grösseres Publikum als Haufen verstrahlter Feierbiester zu inszenieren wissen, ist durchaus bemerkenswert. Porky rappt: «Der zerrockte Clown / zerfeiert euch zu Staub». Das passt.

Auf die Zeile «Niveau Weshalb Warum» reimen Deichkind «Wer uns fragt, bleibt dumm». Da untertreiben sie natürlich. Deichkind sind schlau, und sie lieben Slogans. «Leider geil» vom vorletzten Album «Befehl von ganz unten» (2012) ist inzwischen zur festen Redewendung geworden. «Kleine Kinderhände nähen schöne Schuhe / Meine neuen Sneakers sind: leider geil». Perfide Schönrednerei? Die reine beschissene Wahrheit lustvoll-kritisch auf den moralisch-neuralgischen Punkt gesungen? Definitiv Letzteres.

Auf dem neuen Album machen sich Deichkind über die Pseudoprobleme lustig, die jeder von uns herumschleppt («Mehr als lebensgefährlich»). Und wovon der Track «Like mich am Arsch» erzählt, können sich alle FacebookerInnen selbst denken. Der innere Alarmknopf ist in hysterischem Dauerbetrieb. Die Methode Deichkind geht so: Die Mistwelt nervt, dein Alltag sowieso. Du entkommst beidem nicht. Immerhin kannst du gegen das, was du selbst bist, ironisch und sarkastisch, albern und pointensatt anrappen. Und sehr energisch feiern.

Deichkind: Niveau Weshalb Warum. Sultan Günther Music/Universal