Sri Lanka: Von keiner Hoffnung zu ein wenig Hoffnung

Nr. 46 –

Im Norden Sri Lankas sind die Wunden des jahrzehntelangen Bürgerkriegs noch nicht verheilt. Doch die Bedingungen für einen Wandel waren lange nicht mehr so gut wie heute.

  • 1956: Singhalesisch wird zur einzigen offiziellen Sprache. Nach Protesten werden über hundert TamilInnen bei Ausschreitungen getötet.
  • 1972: Das Land wird von Ceylon in Sri Lanka umbenannt, der Buddhismus zur Staatsreligion ernannt. Foto: PiXINN
  • 1981: Die öffentliche Bibliothek von Jaffna wird von PolizistInnen niedergebrannt. Foto: Jaffna Library

Jaffna, mit einer geschätzten Bevölkerung von 147 000 Menschen, ist eine ziemlich flache und trockene Halbinsel ganz im Norden Sri Lankas, nur durch die Palk-Meerenge von Indien getrennt. Vor Jahrhunderten war Jaffna die Hauptstadt des unabhängigen tamilischen Königreichs, dann abwechselnd Teil der portugiesischen, niederländischen und britischen Kolonien – und wurde in den frühen achtziger Jahren das Zentrum des tamilischen Widerstands gegen die singhalesische Übermacht im unabhängigen Nationalstaat Sri Lanka. Der auch mit Gewalt geführte Unabhängigkeitskampf der Befreiungstiger von Tamil Eelam (LTTE) und die rücksichtslose Reaktion der sri-lankischen Armee führten 1983 zu einem Bürgerkrieg, der Jahrzehnte dauerte und bis zu 100 000 Menschenleben forderte.

Geht man heute durch Jaffna, fällt auf, dass viele Menschen mit gesenkten Köpfen durch die Strassen hetzen. Ein Teeverkäufer am Strassenrand hat eine Erklärung dafür: «Während Jahren haben wir mit einer täglichen Ausgangssperre von zwölf Stunden und schiessfreudigen Sicherheitskräften gelebt», sagt der hagere Mann. «Es ist besser, unterwürfig und sicher zu sein, als sich ritterlich zu benehmen und dabei erschossen zu werden. Haben Sie hinter der Ecke nicht die Sicherheitskräfte gesehen?»

Obwohl der 26 Jahre währende Bürgerkrieg seit 2009 beendet ist, wirkt er im Norden Sri Lankas weiterhin nach. In Jaffna will kaum jemand über die Vergangenheit reden. Die nach wie vor hohe Militärpräsenz soll ein Wiederaufflammen der Gewalt verhindern. Sie führt aber vor allem dazu, dass sich die tamilische Minderheit – die in zwei grossen Wellen im 2. Jahrhundert vor und im 19. Jahrhundert nach Christus eingewandert war – noch stärker entfremdet. Und sie verhindert, dass sich Jaffna wieder zu der tamilischen Metropole zurückentwickeln kann, die sie einmal war.

Zerstörte Identität

All die europäischen HändlerInnen und MissionarInnen hatten Jaffna nicht gross verändern können. Das tat erst der vernichtende und langwierige Bürgerkrieg. Ein wichtiger Grund für die Eskalation der Gewalt war das Niederbrennen der öffentlichen Bibliothek Jaffnas durch singhalesische PolizistInnen im Jahr 1981. Damit begann der Versuch, das tamilische Kulturerbe zu vernichten. In der Sammlung der 90 000 Bücher befanden sich unersetzliche Manuskripte aus aller Welt. Besonders in der letzten Phase des Kriegs wurden die Attacken auf die tamilische Identität intensiviert – kurz vor Kriegsende zerstörten die Sicherheitskräfte noch schätzungsweise 161 000 Häuser. Zudem wurden nicht nur Gedenkstätten für gefallene LTTE-KämpferInnen niedergewalzt oder zerbombt, sondern auch Wahrzeichen wie die Hindutempel Thirumala und Naguleshvaram und die holländische Manalkadu-Kirche. Und selbst Tausende in der tamilischen Kultur bedeutsame Affenbrotbäume und Palmyrapalmen wurden abgefackelt oder ausgerissen.

Von den Häusern, die nicht zerstört sind und die vornehmlich in den guten Quartieren der Stadt stehen, werden viele weiterhin von der Armee genutzt: Entweder sind sie Teil einer Hochsicherheitszone, oder sie dienen als Residenzen von ArmeeoffizierInnen. Der frühere Präsident Mahinda Rajapakse, der den Sieg über die LTTE am 16. Mai 2009 verkündete, versprach, alles Land und die konfiszierten Häuser wieder zurückzugeben. Doch das ist nur mit einem Bruchteil von ihnen geschehen.

Eine halbstündige Autofahrt vom Stadtzentrum entfernt liegt das Mallaham-Camp für intern Vertriebene. In den 157 Hütten leben über 200 Familien. Gleich daneben gibt es ein weiteres, unwesentlich kleineres Lager. Kanmani Manoharan verlor ihren Ehemann durch eine Krankheit. Sie verdient etwas Geld, indem sie saisonal auf den Feldern der Landlords im nahen Dorf arbeitet. «Zum Glück sind meine beiden Töchter bereits verheiratet, und ich muss nur auf mich selbst schauen», sagt Manoharan. «Die Regierung und die führenden Politiker halten ihr Versprechen nicht, uns endlich wieder in unsere Dörfer zurückzulassen. Warum tun sie das?»

Die BewohnerInnen beider Lager stammen aus dem Dorf Mailatti, fünf Kilometer vom Jaffna-Flughafen entfernt. Sie wurden von der Armee vor Jahren als «Sicherheitsrisiko» eingestuft. Das gilt zwar heute nicht mehr, aber das Militär wird Mailatti und die umliegenden Dörfer vielleicht nie zurückgeben. Denn in der Gegend kann viel Geld mit Liegenschaften verdient werden, und möglicherweise werden die Militärs das Land bald einmal an Immobilienentwickler verkaufen. Die BewohnerInnen der Camps wissen es nicht. Diese Unsicherheit sei für sie das Schlimmste, sagen einige.

«Das Leben im Camp war schrecklich»

In einer Hochsicherheitszone lag auch Vasanthapuram, ein kleiner Küstenort im Jaffna-Distrikt. Derzeit befinden sich über fünfzig Häuser im Wiederaufbau. Neben jeder Baustelle steht eine Hütte, deren Wände und Dach aus Kokospalmenblättern gefertigt sind. Dort haben sich die Familien kärglich eingerichtet. Manche schlafen auf alten kaputten Betten, andere auf dem Sandboden. Ursprünglich wohnten hier 165 Familien, die von der Fischerei gut leben konnten. Nach Ausbruch des Konflikts flohen 35 Hindufamilien nach Indien, wo bereits Verwandte von ihnen lebten. Die andern hatten entweder niemanden in Indien oder zu wenig Geld. Als die Armee begann, den Ort unter Beschuss zu nehmen, flohen die übrig gebliebenen Familien in die sechzig Kilometer entfernte Stadt Kilinochchi.

«Vier Menschen starben auf dem Weg an Erschöpfung», sagt Anthony Jude Rayappa. Der 44-Jährige hatte vier Kinder, zwei Mädchen und zwei Jungen. Seine ältere Tochter bringt aus der Hütte das Foto eines jungen Manns. «Das ist mein älterer Bruder», sagt sie. «Er war siebzehn und besuchte in Kilinochchi die Schule. Eines Tages ging er zur Schule und kam nie mehr zurück.» Bis heute weiss die Familie nicht, was passiert ist. Jeder weiss aber, dass sowohl die Armee als auch die LTTE dauernd nach Jungen Ausschau hielten, um sie an die Front zu schicken. Rayappa hat fast jede Nacht Albträume, in denen sein Sohn um Hilfe fleht.

Anthony Jude Rayappa und seine Töchter. Das Foto zeigt Rayappas verschollenen Sohn. Foto: Joseph Keve

Während Rajapaksas Regimes konnten die Sicherheitskräfte fast nach Belieben Häuser durchsuchen, Dinge beschlagnahmen – und Menschen ohne Haftbefehl festnehmen und an unbekannten Orten festhalten. Davon betroffen waren vor allem TamilInnen, die verdächtigt wurden, Verbindungen zu den LTTE zu haben – aber zuweilen auch MuslimInnen und regimekritische SinghalesInnen. Sri Lanka hat im weltweiten Vergleich eine der höchsten Raten an nicht aufgeklärten Vermisstenfällen. Anthony Jude Rayappa fordert, dass die neue Regierung von Maithripala Sirisena, der im Januar Rajapakse als Präsident abgelöst hatte und bei den Wahlen im August im Amt bestätigt wurde, das Problem des Verschwindenlassens zur Priorität erklärt.

«Das Leben im Camp war schrecklich», sagt Rayappa. 2006 seien die ersten Familien nach Vasanthapuram zurückgekehrt. «Unsere Häuser waren alle dem Erdboden gleichgemacht worden, überall gab es Soldaten», erzählt der schnauzbärtige Mann. «Sie verdächtigten uns, LTTE-Sympathisanten zu sein, und verhörten uns endlos.» Nach einer Weile baten einige DorfbewohnerInnen die Hilfsorganisation Caritas um Hilfe beim Wiederaufbau, und sie erhielten Konstruktionsmaterial. Seither halten sie sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser und bauen abends an ihren Häusern. Wenn die Häuser fertig sind, wollen sie Geld sparen, Boote kaufen und wieder fischen gehen.

Ein Inselchen im Visier

Um die Jaffna-Halbinsel herum liegen mehrere kleine Inseln. Kayts ist die grösste von ihnen. Eine breite Strasse führt ins gleichnamige Städtchen. Auf beiden Seiten der Strasse sind riesige Häuser zu sehen, die allerdings in desolatem Zustand sind, viele ohne Dach, Fenster und Türen. Der jahrzehntelange Bürgerkrieg und der Tsunami von 2004 haben aus der ehemals florierenden Stadt einen fast ausgestorbenen Ort gemacht, in dem gespenstische Stille herrscht. Nach dem Kriegsausbruch 1983 haben die LTTE – aber auch andere tamilische Organisationen wie die Eelam People’s Democratic Party, die Tamil Eelam Liberation Organisation und die People’s Liberation Organisation of Tamil Eelam – Kayts zum sicheren Hafen für ihre Kader erhoben.

Anne Francis Sowrimuthu ist auch während des Kriegs in Kayts geblieben. Foto: Joseph Keve

Anfang der neunziger Jahre begannen Armee und Marine, Kayts ins Visier zu nehmen. Soldaten flogen in Kampfhelikoptern über die Häuser, schossen willkürlich herum und befahlen BewohnerInnen, den Ort zu verlassen. Einige von ihnen hoben in ihren Häusern Bunker aus, in die sie sich begaben, sobald wieder Helikoptergeräusche zu hören waren. Viele EinwohnerInnen flohen im Lauf der Jahre. Nur wenige entschieden sich zu bleiben.

Anne Francis Sowrimuthu ist eine derjenigen, die in Kayts geblieben waren. Die 77-Jährige sitzt in einem alten Bambusrohrsessel auf ihrer Veranda. Sie sieht schmal, fast schwächlich aus; ihr Blick ist würdevoll, zuweilen stechend. Sogleich erläutert sie, warum ihr Gesicht ostasiatische Züge hat: «Mein Vater, ein Tamile, verliess in den frühen zwanziger Jahren Kayts, um in Singapur zu arbeiten. Dort traf und heiratete er meine Mutter, die aus China stammte.» Als ihr Vater 1938 starb, zog die Mutter mit ihrer Tochter in dieses Familienhaus in Kayts.

«In den guten Zeiten war Kayts eine unglaublich lebenswerte Stadt», erzählt Sowrimuthu: «Grosse palastartige Häuser, die im portugiesischen und holländischen Stil erbaut wurden, geschickt ausgelegte Strassen; Dutzende von Läden, in denen Waren aus aller Welt erhältlich waren, Morgen- und Abendmärkte, wo man den besten Fisch in der Region Jaffna bekam … Und viele Junge arbeiteten in Übersee und schickten stolze Geldsummen nach Hause.» Kayts und die anderen Orte der Insel waren zudem für ihre grossen Chili- und Tabakfelder bekannt, die die BäuerInnen reich machten.

Bombardierung, Überschwemmung, Tsunami

Als 1992 in Kayts zehn Topkader der Armee, darunter zwei Generalmajore, durch einen Anschlag der LTTE ums Leben kamen, reagierte die Armee mit voller Härte. In den folgenden Tagen wurde das ganze Städtchen wahllos unter Beschuss genommen und die Menschen aus den Häusern vertrieben. «Ein altes Ehepaar nebenan weigerte sich, das Haus zu verlassen», sagt Sowrimuthu. «Die Armee holte die beiden aus dem Haus und warf sie in den Brunnen. Am nächsten Tag verschlossen wir unser Haus und gingen zu Fuss nach Vanni.» Vanni – so nennt die Lokalbevölkerung das Festlandgebiet der Nordprovinz Sri Lankas. Mutter und Tochter verbrachten ein paar Jahre in einem Camp. «Als wir all den Schmutz und die Überbelegung im Camp nicht mehr aushielten, gingen wir wieder nach Kayts zurück», sagt Sowrimuthu. Das war 1996.

Als die beiden zurückkehrten, wohnte niemand mehr in Kayts. Die meisten Häuser waren aufgebrochen, alles Wertvolle, die Möbel, sogar Türen und Fenster geplündert. Armee und Marine hatten das ganze Gebiet übernommen. Sowrimuthu hatte das Glück, dass ihr Haus mehr oder weniger intakt geblieben war. Aber ohne NachbarInnen fürchtete sie um ihr Leben, und zum Einkaufen musste sie nach Jaffna gehen, da in Kayts kein einziger Laden oder Markt mehr offen war. Wegen all der Schiessereien und Ausgangssperren gab es Zeiten, in denen sie sich tagelang in ihr Haus einschloss. Mit den Jahren kamen mehr und mehr BewohnerInnen zurück, das städtische Leben begann sich wieder langsam zu entwickeln. Bis Kayts 2003 von den bisher stärksten Überschwemmungen und ein Jahr später vom Tsunami getroffen wurde. Seither sind die Wasserquellen versalzen.

Sowrimuthu dachte nie daran, Kayts erneut zu verlassen. «Ich habe es meiner Mutter kurz vor ihrem Tod versprochen», sagt sie, den Tränen nahe. 2005 wurde Rajapakse als Präsident wiedergewählt. Nach dem Tsunami verliess das meiste Militärpersonal das Städtchen, dafür kamen militante Tamilengruppen zurück. Wieder eskalierten die Kämpfe, tagsüber flog die Armee Luftangriffe, nachts waren die RebellInnen aktiv. Beide Seiten setzten neben Gewehren auch Arsen ein und nahmen jeden mit, den sie für verdächtig hielten. Die alte Frau war so verängstigt, dass sie kaum noch mit jemandem sprach.

Im Mai 2009 hörte Sowrimuthu im Radio, dass die LTTE besiegt seien, dass der Krieg vorbei sei und die Menschen auf den Strassen Colombos feierten. Aber für sie und Kayts war alles verloren, Menschen, das Vieh, die Vögel und sogar das Trinkwasser. Viele Zurückgekehrte hatten den Ort längst wieder verlassen. Manche kommen ab und zu vorbei, schauen sich ihr halbzerstörtes Haus und ihr Landstück an und gehen wieder, bevor es dunkel wird. Die gespenstische Stille legt sich wieder über das Städtchen.

Ob Anne Francis Sowrimuthu doch noch Hoffnung sieht? Für Kayts, für Jaffna, für Sri Lanka? Sie muss lachen. «Es ist lange her, dass mich das jemand gefragt hat», sagt die 77-Jährige auf ihrer Veranda. «Ich würde gerne die Menschen wieder frei miteinander reden hören, Kinder sehen, die spielen und lachen, grasendes Vieh, singende Vögel, Süsswasser überall und blühende Felder. Aber ich glaube nicht, dass ich lange genug leben werde, um das noch zu erleben.»

Reden über den Wiederaufbau

Viele TamilInnen waren während des Bürgerkriegs nicht nur an sicherere Orte in Sri Lanka oder Südindien geflohen, sondern in den Westen. Das ist auch heute noch der Traum vieler. In Colombo, in der Gegend des Ferguson-Road-Slums, treffen wir Anbu Manickam, der in der lokalen Schule einen Temporärjob als Lehrer hat. «Wenn ich hätte weggehen können, wäre ich gegangen», sagt der 25-Jährige. «Aber man braucht viel Geld für die Mittelsmänner und die Reise oder gute Verwandte oder Freunde in jenen Ländern oder wenigstens reiche Verwandte in Indien. Alle, die das nicht haben, können von der Emigration nur träumen.»

Ganz anderes hat am nächsten Tag Mohammad Wahabdeen zu berichten, der in einem netten Viertel Colombos in einem vornehmen Café sitzt. Seine beiden Schwestern haben sich in Genf niedergelassen; er selbst verbringt zehn Monate im Jahr in der Schweiz und zwei in Colombo. Seine Familie besitzt mehrere Juwelierläden in der Stadt und ein grosses Haus in bester Nachbarschaft.

Wahabdeen, wie auch viele andere, die zwischen den beiden Welten pendeln oder im Exil leben, erzählen eloquent von ihrer Kultur, dem «Verlangen nach dem verlorenen Mutterland» und davon, dass sie sich um den Wiederaufbau Sri Lankas kümmern wollen. Aber wir haben niemanden angetroffen, egal ob Tamile, Singhalesin oder Muslim, der oder die bereit wäre, daraus die Konsequenzen zu ziehen und beim Wiederaufbau anzupacken.

Ein positiver Wandel

Trotzdem hat sich gegenüber früher im Land einiges verändert. Insbesondere haben die Menschen keine Angst mehr zu reden. Ein singhalesischer pensionierter Professor macht den Chauvinismus durch singhalesische Politiker und buddhistische Mönche für die Probleme des Landes verantwortlich; ein tamilischer Lehrer kritisiert, dass vor allem die begüterten TamilInnen ins Ausland geflüchtet sind, während die Armen in den Camps darben. Auch wenn viele in Jaffna noch immer mit gesenkten Köpfen durch die Strasse hetzen: Überall im Land ist eine grössere Selbstsicherheit zu spüren – und ein ganz neues Vertrauen in das sri-lankische Sicherheits- und Justizsystem. Für ein Land, das während Jahrzehnten von Waffen regiert wurde, ist das ein grosser Wandel.

Dieser Wandel wurde entscheidend durch den neuen Präsidenten Maithripala Sirisena ermöglicht. Staatsmännisch riss er nicht alle Macht an sich, sondern formierte eine nationale Einheitsregierung, in der die beiden Grossparteien (die United National Party und die Sri Lanka Freedom Party) die Macht mit der Tamil National Alliance teilen. Von einer so breit abgestützten Regierung würde man in Indien derzeit nicht einmal träumen.

In diesem positiven Klima kann die Aufarbeitung des Bürgerkriegs voranschreiten, etwa das grosse Thema der Vermissten. Im September versprach der sri-lankische Aussenminister vor der Uno in Genf, ein «Büro für vermisste Personen» zu eröffnen und eines, um Reparationszahlungen zu regeln. Zudem soll sich das Militär aus kommerziellen Aktivitäten zurückziehen.

Noch bleibt viel zu tun, wie in Jaffna, Mallaham oder Kayts zu erfahren ist. Doch die Bedingungen für einen echten Wandel waren seit Jahrzehnten noch nie so gut wie heute.

Aus dem Englischen von Markus Spörndli.

Recherchierfonds

Dieser Artikel wurde ermöglicht durch den Recherchierfonds des Fördervereins ProWOZ. Dieser Fonds unterstützt Recherchen und Reportagen, die die finanziellen Möglichkeiten der WOZ übersteigen. Er speist sich aus Spenden der WOZ-Leser:innen.

Förderverein ProWOZ unterstützen