Neues aus der Wissenschaft: Kaufen Sie endlich mit dem Smartphone ein!

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Zucken Sie bei Begriffen wie «Showrooming», «Couponing» oder «Order Advance» mit den Schultern? Vorsicht: Sie verlieren den Anschluss! Das zumindest will uns das Institut für Marketing Management der ZHAW School of Management and Law in Winterthur mit einer Studie weismachen. Denn es kann nicht sein, was nicht sein darf: dass Sie als SmartphonebesitzerIn (was ja heutzutage überhaupt die Voraussetzung für gesellschaftliche Teilnahme ist) noch nicht mobil einkaufen. Oder stehen Sie sich bei Starbucks noch immer die Beine in den Bauch für Ihren Tall Latte mit fettfreier Sojamilch, statt ihn via Smartphone vorzubestellen?

Geradezu unglaublich findet es die ZHAW School of Management and Law in ihrer Medienmitteilung, dass auch Deutschschweizer Detailhändler Order Advance und dergleichen mit einem Schulterzucken abtun. Da haben die MarketingforscherInnen nicht weniger als 1250 Detailhandelsfirmen angefragt, doch «über die Hälfte lehnte eine Teilnahme ab, weil in ihrem Unternehmen keine Aktivitäten im Bereich mCommerce vorhanden sind». Und das ist noch weit untertrieben, wie ein Blick in die Studie zeigt: Weniger als zehn Prozent der «Befragten», nämlich genau 117, haben den Fragebogen ausgefüllt. Für die meisten dieser Detailhändler, so das zentrale Resultat der Studie, existierte weder eine Nachfrage, noch spürten sie einen Marktdruck in Richtung mobilen Einkaufens.

Nicht wahr!, heisst es dagegen in der ZHAW-Medienmitteilung, «die Nachfrage nach mobilen Einkaufs- und Bezahlmöglichkeiten wäre durchaus vorhanden». Mehr noch: «Geschäftsmodelle, die den neuen Entwicklungen nicht Rechnung tragen, sind gefährdet.» Man reibt sich erstaunt die Augen. Wie kommen WissenschaftlerInnen dazu, die Resultate ihrer Studie derart zu unterwandern und ins Gegenteil zu kehren?

Die Antwort ist simpel. Der das sagt, ist Vorstandsmitglied der Swiss Mobile Association, kurz Smama, die die Studie in Auftrag gegeben hat. Die Smama hat eine «Mission»: «Wir treiben das Mobile Business in der Schweiz voran.» Swisscom und andere Anbieter mobiler Bezahlmöglichkeiten haben die Studie finanziert. Man blinzelt und erkennt: Da existiert gar kein Widerspruch – im Gegenteil. Die Symbiose von Wissenschaft und PR ist schlicht perfekt! Sie macht jede Unterscheidung dazwischen hinfällig.

Und weil das so ist, werden die ZHAW und die Smama diese Untersuchung ab jetzt jedes Jahr durchführen.

Die ZHAW School of Management and Law zählt laut eigenen Angaben «zu den besten 700 Business Schools weltweit».