Neues aus der Wissenschaft: Wen(n) das Vegimenü lockt

Nr. 2 –

Werbung und Marketing verbraten aktuell auf allen Kanälen Fleischloses: Willkommen im «Veganuary»! Doch können gestampfte Erbsenschnitzel im Regal oder Rezepte mit gegrilltem Rosenkohl die Herzen von Karnivoren erobern? Die Umsatzzahlen stimmen den Detailhandel zuversichtlich. Vier Frauen der Universität Bonn wollten es genauer wissen und führten an ihrer Uni eine Feldstudie durch. Sie machten eine Umfrage zum Fleischkonsum in der Unimensa. Knapp 200 Student:innen nahmen teil und gaben ihre Einstellungen zu Protokoll sowie, ob sie sich künftig vermehrt fleischlos ernähren wollten. Die Fragebogen waren indes nicht identisch. Ein Drittel informierte zusätzlich über gesundheitliche Risiken des Fleischkonsums, ein zweites Drittel zeigte die mit Tierhaltung und Fleischerzeugung verbundenen Folgeschäden für Klima und Umwelt auf. Nur das letzte Drittel enthielt keine Zusatzinfos.

Weil den Forscherinnen schon klar war, dass viele Student:innen dort ihr Kreuzchen machen würden, wo es sozial erwünscht ist, überlisteten sie die Teilnehmenden klammheimlich. Auf dem Fragebogen hatten diese die Nummer ihrer Mensabezahlkarte angeben müssen – und die benutzten die Wissenschaftlerinnen, um zu überprüfen, was die Student:innen in den jeweils zwei Wochen vor und nach der Umfrage tatsächlich gegessen hatten. (Dass solche Daten auf den Karten gespeichert werden, ist natürlich fragwürdig, aber für die vorliegende Studie sozusagen ein Glücksfall.) Und siehe da: Sämtliche Versuchspersonen assen nach der Umfrage etwas weniger Fleisch. Ein durchschlagender Aufklärungserfolg also?

Schön wärs. Schliesslich assen auch die Studentinnen und Studenten aus der Kontrollgruppe, die bei der Umfrage keinerlei Zusatzinfos erhalten hatten, weniger Fleisch. Wahrscheinlich, so die Studienautorinnen ernüchtert, waren die Fleischgerichte, die nach der Umfrage angeboten wurden, einfach weniger attraktiv.

Und wir ahnen bereits, was – zur unverminderten Freude des Detailhandels – auf den Veganuar folgt: der Fleischebruar.