Neues aus der Wissenschaft: Sag mir, ob du ein Handy hast

Nr. 40 –

«James» hat einen kleinen Bruder bekommen: «Mike». Was die Studie «James» alle zwei Jahre über Schweizer Jugendliche verrät, weiss man seit dieser Woche dank «Mike» auch über PrimarschülerInnen: wie sie verschiedene Medien nutzen. Über tausend Kinder und gut 600 Eltern hat das Team des Medienpsychologen Daniel Süss von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften dazu befragt. Wenig überraschend ist: Praktisch jeder Haushalt verfügt mittlerweile nicht nur über TV und Computer, sondern auch über Smartphone und Internet. Und die Nutzung der letzteren beiden steigt ab der vierten Klasse sprunghaft an.

Dabei scheint sich auch der Gender-Gap zu weiten: Buben gamen viel häufiger und zunehmend intensiver als Mädchen, die statt «Minecraft» oder «Clash of Clans» am liebsten kommunikative Apps wie Whatsapp und Instagram nutzen. Auffallend ist auch, wie stark sich Kinder mit Migrationshintergrund (rund ein Drittel der Befragten) von ihren Schweizer KameradInnen unterscheiden. Nicht nur besitzen sie viel häufiger ein Handy und haben Computer, Fernseher und Spielkonsole im Kinderzimmer – in Schweizer Familien stehen dort vor allem Radio und CD-Player –, sie nutzen diese Geräte auch viel ausgiebiger, genauso wie Kinder aus einkommensschwächeren Familien.

Anhand dieser Zahlen zeigt sich vor allem, wie rasch sich ein Klischee bestätigen lässt, wenn nur gemessen und nicht auf komplexere Hintergründe und Zusammenhänge eingegangen wird. Bloss gut, wird es wenigstens von einer Zahl gebrochen: Kinder mit Migrationshintergrund nutzen Bibliotheken häufiger als ihre Schweizer Gschpänli. An ihre Grenzen stösst die empirische Studie auch im Fall der Eltern. Von jenen gut sechzig Prozent, die den Fragebogen ausgefüllt haben, verfügen mehr als zwei Drittel über eine Matur respektive einen Hochschulabschluss, gehören also zur Bildungselite. «Die Elternbefragung ist nicht repräsentativ», konstatiert denn auch Daniel Süss. Das zeigt sich etwa am Beispiel Handy: Mehr als die Hälfte der Kinder sagen, sie besässen eins – das bejahen jedoch nur gut zwanzig Prozent der Eltern.

Die wohl unscheinbarste, gleichzeitig aber höchst bedenkliche Zahl der Studie ist jedoch die: Mit Abstand am häufigsten verbringen die Kinder ihre Freizeit mit – Hausaufgaben.