Von oben herab: Sie kommen
Stefan Gärtner über gierige Ausländerhorden
Ich bin ja generell für Ausländer, schon deshalb, weil mir die Inländer so suspekt sind. Aber irgendwann ist man alt und muss sich den sog. Realitäten stellen, und das heisst nun einmal auch, die Ausländerfrage mit offenen Augen und ohne falsche Sentimentalität zu betrachten.
Denn natürlich machen Ausländer Probleme: Sie bedienen sich frech am reichhaltigen Angebot unserer Warengesellschaft, stopfen sich die Taschen voll und hinterlassen ihren Dreck. Auch und gerade wir linken Gutmenschen sollten uns einmal in die Lage der grenznahen Gemeinden versetzen, die, wie z. B. «Blick» berichtete, «von Müllbergen» und «Stress ohne Ende gezeichnet» sind. «Leergefegt», meldete «20 Minuten», hätten ausländische Horden «das Lago-Center in Konstanz und den Messepark in Dornbirn»; «alles» ist dem Vernehmen nach «leergekauft» worden, «auch die Schlangen an den Kassen waren extrem lang», und dass «auch die Regale anderer Läden im Lago leergekauft waren, kann eine Mitarbeiterin von Zara bestätigen: ‹Unser Laden war fast leer …› In den anderen Läden habe es nicht anders ausgesehen, so die Mitarbeiterin.»
Und die Einheimischen, sie leiden: «Heute ist für die Deutschen wieder Horror-Samstag» («Blick»), wenn die Ausländer, die Gier im Blick und kaum des Deutschen mächtig, «hordenweise» einfallen und alles kahl fressen, zum Schrecken und Ärger derer, die hier immer schon wohnen. «Ina Brenner (52) aus Jestetten ist mit den Nerven am Ende: ‹Sie führen sich hier auf wie die Vandalen. Bringen ihren Hausmüll mit und lassen ihn dann überall liegen. Dazu sind sie in den Läden auch noch unverschämt. So kann es nicht weitergehen.›»
Nein, kann es nicht. Wir schaffen das? Wir schaffen das nicht mehr angesichts der Ströme von Fremden, die um des besseren Lebens willen zu uns kommen und dabei alles auf den Kopf stellen. «Kaum haben die Läden geöffnet, quellen am Bahnhof die Reisenden aus dem Zug … Viele ziehen einen Einkaufswagen, andere tragen Rucksäcke und haben Rollkoffer an der Hand, als verreisten sie in die Ferien. Ihre Destination: Rewe, DM, Müller, Karstadt» («Tages-Anzeiger»). Schon fragen lokale Zeitungen wie der «Südkurier» zu Recht: «Wo liegt die Sättigungsgrenze?», zumal der Zoll auch noch deutlich «mehr Waffen» beschlagnahmen muss. «Deutsche fordern Massnahmen» («schweizerbauer.ch»), weil sie die «enorm gestiegene Zahl» von Ausländern, die «zu einer erheblichen Belastung der Infrastruktur» geführt habe, einfach nicht mehr bewältigen, Stichwort: Überforderung. «Genannt werden unter anderem der Verkehrsanstieg, volle Parkplätze, lange Schlangen an den Kassen sowie eine hohe Arbeitsbelastung der Grenzzollstellen wegen der grossen Menge an zu erteilenden Ausfuhrbescheinigungen für die Mehrwertsteuer-Rückerstattung.» Zu den praktischen Problemen kommt die Angst vor Überfremdung: «Einheimische sagen sogar: ‹Konstanz ist nicht mehr Konstanz, es ist die Schweiz›. Nun sucht die Stadt am Bodensee nach Lösungen» («Tages-Anzeiger»).
Deutsche suchen ja gerne Lösungen, wenn es um als fremd Empfundenes geht, und ich möchte meinen, eine Bagatellgrenze von 50 Euro zur Entlastung des Zolls, wie zuletzt deutscherseits vorgeschlagen, übersteigt die Grenze des Akzeptablen keineswegs. Denn an unseren Frauen sind die Schweizer mit ihrem superstarken Franken in der Regel ja nicht interessiert.
Stefan Gärtner (BRD) war Redaktor bei der «Titanic» und ist heute Schriftsteller und «linksradikaler Satiriker» («Die Zeit»). An dieser Stelle nimmt er das Geschehen in der Schweiz unter die Lupe.