Julian Sartorius: Auf Milchkannen und eine Wiese eintrommeln

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Der Schlagzeuger Julian Sartorius ist nun offiziell als Wissenschaftler anerkannt. Der Preis jedenfalls, den die in Zürich ansässige Stiftung Erna und Curt Burgauer dem experimentierfreudigen Berner Musiker diese Woche verliehen hat, liest sich wie ein Forschungsauftrag: Das Preisgeld in Höhe von 30 000 Franken fliesse «in die Erforschung neuer Formen des Schlagzeugs», schreibt die Stiftung.

Die jüngsten Ergebnisse dieser Forschung werden in einem Video dokumentiert, das Sartorius Anfang dieses Jahrs auf Youtube gestellt hat. Der Clip wirft die Frage auf, ob ein Schlagzeug überhaupt noch ein Schlagzeug ist, wenn niemand mehr draufschlägt. So rollen zum Beispiel in «Cymbal Solo» verschieden grosse Becken durch das alte Tramdepot Burgernziel in Bern und erzeugen dabei ein angenehmes, vielstimmiges Dröhnen. Wenn sie scheppernd umfallen, generieren sie einen zufälligen Rhythmus. Das ist experimentelle Musik im eigentlichen Sinn: ein Versuch mit offenem Ausgang.

Im Kino ist Sartorius zudem dieser Tage in «Melody of Noise» der Zürcher Regisseurin Gitta Gsell zu sehen, wo er unter anderem auf Milchkannen und eine Wiese eintrommelt. Die Obsession, mit der er sich in seinem Schaffen der Erforschung neuer Klänge widmet, hat ihn schon lange an die Grenze zwischen Musik und Geräusch geführt. Dort, so könnte man sagen, liegt sein Forschungsgebiet.