Pestizide: Das Gift soll teurer werden

Nr. 44 –

Viele kluge Sätze stehen in Schweizer Gesetzen und Verordnungen. Zum Beispiel in der Direktzahlungsverordnung (DZV): «Beim Schutz der Kulturen vor Schädlingen, Krankheiten und Verunkrautung sind primär präventive Massnahmen, natürliche Regulationsmechanismen sowie biologische und mechanische Verfahren anzuwenden.»

In Wirklichkeit ist es oft gleich der Firmenvertreter selber, der den Spritzplan für die LandwirtInnen zusammenstellt – da stellt niemand unangenehme Fragen. Doch seit Beizmittel gegen gefrässige Insekten im Verdacht stehen, Bienen zu töten, und sich das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat als möglicherweise krebserregend herausgestellt hat, wird die Kritik an Pestiziden immer lauter.

Ein Postulat der grünliberalen Nationalrätin Tiana Moser hat den Bund veranlasst, einen «Aktionsplan Pflanzenschutzmittel» zu entwerfen. Er schlägt viele gute Massnahmen vor, etwa genauere Infos auf Beipackzetteln, mehr Weiterbildung und ein Rückständemonitoring; er möchte resistente Sorten fördern, den Herbizidverzicht belohnen und untersuchen, ob AnwenderInnen chronische Krankheiten haben – in Frankreich gilt Parkinson für LandwirtInnen offiziell als Berufsrisiko. Man fragt sich unweigerlich: Warum läuft das nicht alles schon lange?

Die Ziele des Aktionsplans bleiben allerdings bescheiden: Der Bund will die Anwendung von Pestiziden «mit besonderem Risikopotenzial» – dazu gehört Glyphosat offiziell nicht – bis 2026 um gerade einmal dreissig Prozent reduzieren. Von Verboten ist keine Rede. Der gesamte Pestizidverbrauch soll nur um zwölf Prozent sinken. Doch der Chemieindustrie und dem Bauernverband (SBV) geht das bereits zu weit.

Besonders umstritten ist die im Aktionsplan vorgeschlagene Lenkungsabgabe auf Pestizide. «Sie verteuert nur die Produktion», moniert der SBV. Genau das soll sie auch. Eine Lenkungsabgabe wäre ein erster Schritt, um die ökologischen und sozialen Kosten der konventionellen Produktion einzuberechnen – damit sie am Ende teurer wird als die biologische. Dann wäre die Direktzahlungsverordnung endlich umgesetzt.