Arbeitskämpfe in Bangladesch: Haft statt Lohnerhöhung

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Laut internationalen Gewerkschaftsorganisationen befinden sich in Bangladesch noch immer rund ein Dutzend GewerkschafterInnen in Haft, nachdem TextilarbeiterInnen vergangenen Monat für höhere Löhne und die Wiederanstellung Entlassener gestreikt hatten. Der durchschnittliche Stundenlohn von TextilarbeiterInnen liegt dort bei rund 32 Rappen. Unter den Inhaftierten ist laut einem Bericht der «New York Times» auch Jahangir Alam, der Präsident einer Gewerkschaft aus der Ashulia-Region. Er soll bereits seit einem Monat in einer Zelle sitzen, die so dunkel ist, dass Alam seine eigenen Hände nicht sehen kann.

Im Industriezentrum von Ashulia, wo Kleider für westliche Marken wie Gap, Zara und H & M gefertigt werden, hatten im Dezember Zehntausende die Arbeit niedergelegt. Die Polizei war daraufhin mit Gummigeschossen gegen die Demonstrierenden vorgegangen, wobei zehn von ihnen verletzt wurden. Ausserdem hatten Sicherheitskräfte mehrere Gewerkschaftslokale gestürmt und verwüstet. Als Antwort auf die Streiks hatten die Unternehmen die Beschäftigten von fünfzig Fabriken ausgeschlossen. Zudem wurden mindestens 1600 Beschäftigte als Strafe für den Streik entlassen.

Der internationale IndustriearbeiterInnenverband Industriall sowie der internationale Dachverband der Dienstleistungsgewerkschaften Uni fordern in einer gemeinsamen Stellungnahme von der Regierung Bangladeschs die unverzügliche und bedingungslose Freilassung der Inhaftierten. Noch vor wenigen Tagen habe Bangladeschs Ministerpräsidentin Scheich Hasina Wajed am Weltwirtschaftsforum in Davos behauptet, in ihrem Land bestünden harmonische Arbeitsbeziehungen.

Die Textilindustrie Bangladeschs beschäftigt rund 4,5 Millionen Menschen, davon achtzig Prozent Frauen. Viele der grossen Markenfirmen, die im Land produzieren lassen, haben sich ab 2013 verpflichtet, für verbesserte Arbeitsbedingungen der Beschäftigten einzustehen. Dies, nachdem in der Nähe von Dhaka das Fabrikgebäude Rana Plaza eingestürzt war und 1100 ArbeiterInnen dabei ums Leben gekommen waren.