BP-Ölpest: Wer am Ende im Gefängnis landet

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Es war eine der grössten Umweltkatastrophen in der Geschichte der USA. Am 20. April 2010 explodierte im Golf von Mexiko die Ölplattform Deepwater Horizon, die dem Schweizer Ausrüster Transocean gehörte, vom britischen Energiekonzern BP betrieben und vom US-Grosskonzern Halliburton gewartet wurde.

In der Folge liefen insgesamt rund 800 Millionen Liter Rohöl aus einem Bohrloch 1500 Meter unter der Meeresoberfläche aus. Erst nach drei Monaten waren die Verantwortlichen imstande, das Loch zu stopfen. Die Katastrophe forderte elf Todesopfer, führte zu einer grossflächigen Ölpest, einem massenhaften Sterben von Meerestieren und Wasservögeln, der Verschmutzung grosser Küstengebiete und schweren Schäden für die Fischerei und den Tourismus in der Region.

Laut einem Bericht der «Financial Times» sind im Nachgang der Katastrophe 102 Personen zu Gefängnisstrafen verurteilt worden. Niemand davon stammt jedoch aus den Reihen von BP, Transocean oder Halliburton, obwohl VertreterInnen dieser Firmen Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten, Beweise vernichtet und Untersuchungsbehörden nachweislich angelogen haben. Ins Gefängnis müssen dagegen allesamt Personen, die «in betrügerischer Absicht» Entschädigungsforderungen erhoben hatten. So wurde etwa ein 44-jähriger Mann in Mississippi zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, weil er fälschlicherweise geltend gemacht hatte, er habe im Fisch- und Shrimpsgeschäft Verluste erlitten, und dafür 16 000 US-Dollar kassiert hatte. Fünf Personen wurden zu Haftstrafen von über fünf Jahren verurteilt.

Vergangenes Jahr hat BP derweil bekannt gegeben, dass es im Zusammenhang mit der Katastrophe 62 Milliarden Dollar ausgegeben hat, alle Bussen und Entschädigungszahlungen mit eingerechnet. Der Konzern hatte sich nach dem verlustreichen Jahr 2010 schnell wieder erholt und schrieb ein Jahr später bereits wieder Gewinne. Ende 2016 wurde bekannt, dass BP inzwischen auch wieder im Golf von Mexiko im grossen Stil investiert. So gab der Konzern grünes Licht für den Bau einer neun Milliarden US-Dollar teuren Bohrplattform über dem Ölfeld Mad Dog.