Die Credit Suisse und die Pipeline: Besuch aus Amerika
Am Dienstag erhielt die Credit Suisse am Zürcher Paradeplatz Besuch von fünf indigenen Frauen aus den USA. Sie wurden unter anderem von Joachim Oechslin empfangen. Dem Geschäftsleitungsmitglied und Chief Risk Officer muss bei diesem Treffen klar geworden sein, dass das mit den Protesten gegen die Dakota Access Pipeline (DAPL) in den USA nicht so schnell vorbei sein würde – auch wenn jetzt seit einigen Tagen Öl durch die 1900 Kilometer lange Leitung fliesst. Im Visier der AktivistInnen sind mehr denn je die Banken, die den Pipelinebau finanzierten und – wie insbesondere die CS – die Betreiberfirma mit Krediten versorgen (siehe WOZ Nr. 9/2017 ).
Tausende, darunter viele Indigene aus dem Sioux-Reservat Standing Rock, hatten im vergangenen Jahr gegen die DAPL und die Linienführung in unmittelbarer Nähe zum Reservat protestiert. Der Schutz des Missouriflusses, den die Pipeline bei Standing Rock unterquert, war ihnen ein besonderes Anliegen. Ein Leck in der Leitung würde ihre Versorgung mit Trinkwasser infrage stellen.
Sarah Jumping Eagle, Mutter von drei Kindern und eine der Frauen, die der CS den Besuch abstatteten, wohnt in Standing Rock. Sie erzählte am Dienstag von den permanenten Polizeikontrollen in den letzten Monaten, den ständig kreisenden Polizeihelikoptern und den Strassensperren, die ihre Bewegungsfreiheit einschränken und sie einschüchtern sollen. Weil sie sich aus Protest einem Lastwagen einer Baufirma in den Weg stellte, wurde sie verhaftet, in Handschellen gelegt und ins Gefängnis gesteckt. Dort musste sie sich für eine Kontrolle vollständig ausziehen. «Sie wollten mich beschämen, doch ich habe einfach an unsere Vorfahren gedacht», sagt sie. Das Land, auf dem sie bei ihrer Verhaftung stand, gehört eigentlich ihrer indigenen Nation. Ihre Vorfahren haben das im 19. Jahrhundert in zwei Verträgen mit der US-Regierung festgeschrieben. Doch die Verträge sind von den USA längst gebrochen worden.
Die CS hat in ihren Geschäftsrichtlinien festgehalten, dass sie den Schutz indigener Gemeinschaften besonders achtet. Sarah Jumping Eagle sagte am Dienstag: «Die CS soll wissen, dass ihr Geld uns direkt schadet.» Die Behauptung der Bank, sie finanziere das DAPL-Projekt nicht, sei nicht glaubwürdig. «Die können gar nicht wissen, was mit ihren Krediten an die Betreiberfirma passiert.» Die fünf Frauen sind inzwischen wieder abgereist. Doch ihr Besuch in der Schweiz hat auch ihre hiesigen UnterstützerInnen ermuntert. Bereits vergangenen Samstag wurde in Bern und Basel wegen der DAPL gegen die CS demonstriert.