Auf allen Kanälen: Weiterschrumpfen
Die «BaZ» wird jetzt in Chur gelayoutet. In Basel wurden dreissig Leute entlassen. Für «BaZ»-Chef Markus Somm ist das keine Massenentlassung.
Die Medienhäuser verkleinern ihre Apparate und konzentrieren sich im allerbesten Fall noch auf das sogenannte Kerngeschäft, den Journalismus. Sie legen Ressorts auch über Titelgrenzen hinweg zusammen (Tamedia) und haben in den letzten Jahren PrintjournalistInnen im grossen Stil entlassen. Ungleich brutaler vom technologischen Wandel betroffen als die Redaktionen ist der Unterbau der Medienhäuser. Zeitungsdruckereien schliessen, KorrektorInnenstellen werden zusammengestrichen oder fallen weg, Ähnliches passiert in Layout und Verlag. Es sind Arbeitsplätze, die für immer verschwinden – was kaum für Schlagzeilen sorgt.
Von 720 auf 110 Mitarbeitende
So gesehen ist die «Basler Zeitung» kein Einzelfall, sondern ein typisches Beispiel. Gerade haben Chefredaktor und Verleger Markus Somm und CEO Rolf Bollmann knapp dreissig MitarbeiterInnen entlassen – beziehungsweise dreizehn Stellen abgebaut. Das Blocher-Blatt schloss bereits vor vier Jahren die Druckerei, rund hundert Leute verloren ihren Arbeitsplatz. Nun geht der Schrumpfungsprozess weiter: Ende Februar entliess das Unternehmen acht VerlagsmitarbeiterInnen, und einen Monat später hatten zwanzig MitarbeiterInnen in Layout und Produktion die Kündigung auf dem Tisch. Dazu zählen die Mediengewerkschaft Syndicom und der Berufsverband Impressum, die die Interessen von Gekündigten vertreten, auch FreelancerInnen, die zwar keinen festen Arbeitsvertrag haben, aber regelmässig eingesetzt wurden. Produktion und Layout wandern im Wesentlichen zu Hanspeter Lebruments Somedia AG in Chur.
Im Betrieb läuft derzeit ein Sparprogramm, von 1,5 Millionen Franken Einsparungen ist die Rede. 2010 beschäftigte die Basler Zeitung Medien AG noch 720 MitarbeiterInnen, machte einen Umsatz von 320 Millionen Franken, und die Zeitung hatte eine Auflage von 83 000 Exemplaren. 2015 waren es noch 110 Mitarbeitende, der Umsatz beträgt mittlerweile 48 Millionen Franken und die Auflage 48 000.
Die «BaZ» schrumpft also. Markus Somm hat daran natürlich keine Freude. Aber gegenüber der WOZ verweist er auf einen allgemeinen Trend: Die «BaZ» sei keine Ausnahme. Die NZZ etwa weise noch eine Auflage von rund 115 000 Exemplaren aus. Zürich sei doppelt so gross wie Basel. Die «BaZ» sei also mit einer Auflage von 50 000 bei den Leuten. Ausserdem zähle die «BaZ» zu den profitabelsten Zeitungen im Land. Sie erwirtschaftet laut Somm eine Rendite von zwölf Prozent. Die aktuellen Ertragseinbrüche in der Branche seien hoch, bei der «BaZ» allerdings nicht ganz so hoch, sagt der Chefredaktor und Mitbesitzer. Aber wer nicht rasch reagiere, stehe in zwei, drei Jahren womöglich als grosser Verlierer da. Ob die Zusammenarbeit mit Somedia nur Layout und Produktion betrifft oder noch weiter geht, darüber will Somm nicht reden. Alles sei im Fluss, vieles sei denkbar, aber beschlossen sei nichts. Die «BaZ» hat ausserdem den Druckvertrag mit Tamedia vorsorglich gekündigt, weil dieser sonst automatisch verlängert worden wäre. Das bedeute allerdings nicht, dass die «BaZ» die Zusammenarbeit beende, sagt Markus Somm.
Massenentlassung oder nicht?
So weit die Zahlen, so weit das Unternehmen. Da sind aber noch Menschen, die ihre Arbeit verlieren. Aus der Belegschaft kommt Kritik. Die Stimmung sei gedrückt, die Angst vor einem Jobverlust gehe im ganzen Betrieb um. Einer Frau wurde kurz vor der Pensionierung gekündigt. Was ist nun mit ihrer Pensionskassenrente? Betroffene und Gewerkschaften sagen, es handle sich um eine Massenentlassung – was der Fall ist, wenn mehr als zehn Prozent der Belegschaft gekündigt wird. Bei einer Massenentlassung muss ein Unternehmen die Betroffenen oder die Vertreter der Betroffenen vor einer allfälligen Kündigung konsultieren. Ausserdem muss es den Kanton informieren, in diesem Fall das Amt für Wirtschaft. Beides ist nicht geschehen. Sofern die Gewerkschaften recht haben, wären die Kündigungen ungültig oder – sofern eine Konsultationspflicht verletzt wurde – sogar missbräuchlich.
Die Vertreter des Unternehmens bestreiten, dass es sich um eine Massenentlassung handelt. Auch die Anzahl der Entlassenen sei nie so hoch wie von den Gewerkschaften behauptet, sagt Markus Somm. Wie viele es tatsächlich sind, will er nicht kommentieren.
Janine Teissl, Zentralsekretärin von Impressum, sagt: «Wir gehen mittlerweile davon aus, dass es sich um eine Massenentlassung handelt. Wir haben in einem Schreiben an die ‹BaZ› einen Sozialplan gefordert. Ihr Anwalt gab uns einen abschlägigen Bescheid.» Es ist noch viel unklar in Basel. «Wir suchen weiterhin das Gespräch mit der ‹BaZ›», sagt Janine Teissl.