Wichtig zu wissen: Die Widmerwoche schwitzt mit

Nr. 28 –

Ruedi Widmer über Humbug und Hamburg

Immobilien- und Hotelmogul Trump besichtigte die Stadt Hamburg (D). Leider war gerade eine grosse Veranstaltung im Gange, irgendetwas mit brennenden Autos – vielleicht ein Autorennen? –, auf jeden Fall hatte es sehr viele Leute. Auch in der neuen Elbphilharmonie ein riesiger Auflauf, Tausende Menschen, teilweise solche, die er schon mal im Fernsehen gesehen hatte, was für ein grossartiger Zufall, auf jeden Fall schloss er sich ihnen dann an, um gratis essen zu können, an einem langen Tisch. Irgendwann sprach er noch mit einem Russen über Golf und Wodka, Erdöl und Frauen, dann gings ins Hotel zurück.

Wenn Sie ein Problem haben, sagen Sie, Sie hätten Kinder adoptieren wollen. Da kommen Sie, ähnlich wie der Sohn von Trump, aus jedem Problem wieder raus.

Hamburg: Wo waren eigentlich jene GlobalisierungskritikerInnen, die sich in den letzten Jahren an die Spitze der Globalisierungskritik gesetzt haben, die in Dresden «Merkel muss weg» schrien, angeblich Angst um ihre Arbeitsplätze haben, die ihnen angeblich die Flüchtlinge wegnehmen, das «System» hassen und «Deutschland first» finden? Die sassen vor ihren 500-Zoll-Panoramaschirmen, wetterten auf Facebook gegen die linke Brut, futterten Paprikachips oder lagen schon am Strand von Antalya.

Martin Schulz ist so sang- und klanglos von seiner Kanzlerkandidatur zurückgetreten, dass nicht eine einzige Zeitung darüber berichtete.

Die UBS will ihr Engagement für Frauen ausbauen. Dabei hat sie ein Gremium gegründet, in dem zum Beispiel die russische Tennisspielerin Maria Scharapowa sitzt (Achtung: Russlandkontakt!) oder auch Ellen Ringier. Das Gremium wird nun ein bisschen tagen und nachten und dann wieder verschwinden.

Die irakische Armee befreite Mosul vom IS. IS, falls Sie sich noch erinnern, ist der mediale Vorgänger der Linksautonomen.

Die Hamburger Polizei hat während des G20 Kinder adoptieren wollen. Leider ist das Ganze dann etwas ausgeartet.

Ein Politiker, der keine Tochter für Stellvertretungen hat, kann sich heute nicht mehr an der Spitze der Politik halten.

Während Frankreich von einem Studenten übernommen wurde, wird Österreich gegen aussen über die Sommerferien vom Erstgymnasiasten Sebastian Kurz vertreten.

Der deutsche Innenminister de Maizière sagt, in Hamburg seien Gewalttouristen aus allen europäischen Ländern angereist. Man darf ja seit dem Wochenende öffentlich nicht mehr sagen, dass man links ist (da kommt gleich die Gülen-Keule). Aber man darf weiterhin sagen, dass man die Fussball-WM und die Fifa grossartig findet, obwohl an deren letzter Ausgabe die G20-Prügler auch teilnahmen.

Der junge John Travolta konnte noch nicht finden, dass er wie Sebastian Kurz aussieht, denn damals ging es noch lange, bis Kurz auf die Welt kommen sollte.

Den SchweizerInnen hängen Hund und Katz (langweilig) langsam zum Hals raus, berichtet «20 Minuten». Trendig sind Vogelspinne, Chamäleon, Schlangenarten. An den Spazierwegen werden RobiSnake-Kästen aufgestellt, damit die Menschen nicht in Kobrakot trampen oder auf Aalausscheidungen ausrutschen.

Auch ein Teil dieser layouterisch absolut ungeschützten Kolumne wurde bei den heftigen Gewittern dieser Woche überschwemmt. Dieser Satz hier zum Beispiel wurde völlig verunstaltafjaks. aer i.qu37q.sdj dofgpo-…q?ld..wS….wnflee.e.wsjsdkasöfkkö sjdbkjnsl mlkslkjdn lkas eyafjalla jökull.

Die Layoutabteilung der WOZ sollte sich Gedanken machen, ob solchen Wassermassen nicht mit dem Einsatz von Spaltenlinien Einhalt geboten werden könnte. Spaltenlinien sind die Sandsäcke der typografischen Vorsorge.

Mein Sommertipp: Martin Schulz sollte JETZT ein Kind adoptieren, damit er nicht ganz vergessen geht.

Ruedi Widmer ist Cartoonist in Winterthur.