Camille: Sie schreit und schimpft

Nr. 37 –

Foto: Patrick Messina

«Je vais prendre ta douleur», ich nehme dir deinen Schmerz, sang Camille 2005 auf ihrem zweiten Album «Le fil», mit dem sie international bekannt wurde. Das musikalische, vor allem gesangliche Feuerwerk lässt einen noch über zehn Jahre danach jeglichen Schmerz vergessen. Wie ein Faden läuft ein Grundton durch das ganze Album, über den die französische Sängerin jauchzt, schreit, stöhnt, säuselt, schimpft. Meist mehrstimmig singt sie entweder gegen sich selber an oder begleitet sich. Und in jedem Lied überrascht ihre Stimme mit neuen Facetten. Ab und an setzt auch Perkussion oder ein Bass ein, aber das Grundelement ist die Stimme.

Jedes von Camilles Alben ist ein kleines Gesamtkunstwerk, zu dem auch eine perfekt inszenierte Bühnenshow gehört. So trat sie auf ihrer Tournee zum Album «Music Hole» (2008), ihrem einzigen Album auf Englisch, mit einer durchtrainierten Truppe von Beatboxern auf, die sich in knappen Höschen hinter ihr räkelten und um sie herumtanzten. Auf der Bühne verausgabt sich die Musikerin und Schauspielerin nicht nur stimmlich, sondern auch körperlich. Dies wird sie im November in Lausanne auch mit den Songs ihres neusten Albums «Ouï» machen – eine Show, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte.

Théâtre de Beaulieu, Lausanne, 7. November 2017