(Sandy) Alex G: Der Bastler und Trickser

Nr. 37 –

Foto: Tonje Thilesen

«Now I know everything», singt einer, der ziemlich abgelöscht, aber noch nicht lebensmüde klingt, während die akustische Gitarre und die Fiedel fröhlich und schön verdreht aufspielen. So verdreht, dass schnell klar wird: Wir haben es mit einem Trickser zu tun, der in der Indie-Highschool sehr gut aufgepasst hat. Der Trickser heisst bürgerlich Alex Giannascoli, wurde 1993 in einem Vorort von Philadelphia geboren und hat bereits sieben Alben veröffentlicht.

Auf seiner im Frühling erschienenen Platte «Rocket» ist zu hören, warum der Hype um diesen Heimbastler, der fast alle Instrumente selber einspielt und auch auf Frank Oceans «Blonde» zu hören war, berechtigt ist: In vierzig Minuten surft (Sandy) Alex G sanft mit den verlorenen Seelen von Elliott Smith und Mark Linkous alias Sparklehorse, dreht rüber in den roten Noise-Bereich und mauert sich dort ein, sodass man sich um diesen jungen Mann schon mal Sorgen machen kann. Doch er findet zurück zu bewegenden kleinen Songs, die keine falsche Authentizität vorgaukeln und bei allen Reverenzen auch keine Indie-Klischees wiederkäuen. Denn Alex G ist kein kräftiger Alleswisser, sondern einer, der selbst dann verletzlich klingt, wenn er mit einer Roboterstimme singt: «I don’t wanna live long, just strong».

Papiersaal, Zürich, 5. November 2017