Waxahatchee: Grösser werden
Nach Hunderten von Liedern, die sie auf Kassetten oder CDs veröffentlichte oder auf einschlägige Plattformen hochgeladen hatte, wagte Katie Crutchfield 2014 etwas Neues: Sie schrieb erstmals einen Song, der die Vierminutenmarke überschritt. Zuvor hatte die 28-Jährige aus Alabama, die längst in Philadelphia wohnt, lange die ganz kurze und sehr persönliche Lo-Fi-Indiepop-Form umgetrieben. Also ein-, zwei- bis maximal dreiminütige Songs, die sie mal mit ihrer Zwillingsschwester Allison und der gemeinsamen Band P.S. Elliot schuf, später alleine unter dem Namen Waxahatchee. So entstanden Alben wie «Cerulean Salt» (2013), auf dem sich Songminiaturen finden, die durch ihre Direktheit und ein schönes Mass an Ausgefeiltheit bewegen.
Im Frühling erschien mit «Out in the Storm» das vierte reguläre Waxahatchee-Album. Lo-Fi ist hier nichts mehr, doch begeisternd sind die offenherzig klingenden Songs noch immer. Denn Crutchfield zieht mit ihrer Band, zu der auch Allison gehört, direkt durch private Beziehungskrisen, es gibt Countryeinflüsse, Powerpop und ganz zum Schluss in «Fade» einen letzten traurigen Kuss an eine einst geliebte Person. Bei aller Intimität dieses Schlussakkords: Hier kündet sich etwas an, das bald sehr viel grösser sein könnte als die hiesigen Clubs.
Rote Fabrik, Zürich, 14. September 2017