Serie: Die Welt als Krieg und Eis

Nr. 40 –

Als die siebte und voraussichtlich zweitletzte Staffel der erfolgreichen Pseudomittelalter-Serie diesen Sommer Folge für Folge auf unsere Bildschirme tropfte, sagten einige Fans, es sei nicht mehr dasselbe wie früher. Das, was «Game of Thrones» einst ausgemacht habe – die liebevoll gezeichneten queren Gestalten, das unzimperliche Wegsterben von lieb gewonnenen Hauptfiguren – sei einer ziemlich platten Plot- und Kriegstreiberlogik geopfert worden.

Man war also vorgewarnt. Und konnte sich dem Reiz der schwer bewaffneten, in Fellteppiche von Ikea gehüllten Männer und Frauen – der Winter ist jetzt definitiv in Westeros angekommen – trotzdem nicht entziehen. Die Faszination hat auch damit zu tun, dass «Game of Thrones» zwar eine aus der Zeit gefallene Fantasiegeburt ist, aber gleichzeitig direkt an die Albträume von uns ZeitgenossInnen rührt: irre HerrscherInnen, denen man alles zutraut, Klimawandel, ebenso unberechenbare wie folgenreiche Grossmachtspiele. Über all das legt sich eine diffuse Angst vor der Apokalypse. In der Serie wird sie von einer stetig wachsenden Zombiearmee aus sprachlosen Kampfmaschinen mit eisblauen Augen verkörpert.

Die an sich vielversprechende Ausgangslage für diese siebte Staffel: Fast alle grossen Herrschaftshäuser sind jetzt in Frauenhand. Was aber – und das kann man gut oder schlecht finden – kaum einen Unterschied macht. Gerungen wird um die Frage, ob man sich nun lieber in einem grossen Weltkrieg gegenseitig die Köpfe einschlägt oder sich darauf einigt, dass der wahre Feind eigentlich die riesige Zombiearmee wäre, die sich ennet der grossen Mauer zum Sturm zusammenrottet.

Wem nicht so nach Schlachtplatten und ihren Vorbereitungen ist, der oder die hält sich am jungen Sam fest. Als Hilfskraft versucht er, in der riesigen Bibliothek der Zitadelle entscheidendes Wissen vor dem Vermodern in die Aktualität hinüberzuretten. Sam zeigt so immerhin eine Alternative zur herrschenden Logik der eskalierenden Gewalt auf: die Welt lesend vor dem Untergang zu bewahren.

David Benioff und D. B. Weiss nach der Buchreihe von George R. R. Martin: «Game of Thrones». HBO 2017, Staffel 7.