Berner Wahlen: Gegenwind aus den Städten
Ob der linke Aufwärtstrend anhält, werde sich bald im Kanton Bern erweisen, schrieb die WOZ vor drei Wochen. Damals gab es bei Wahlen in grösseren (Zürich und Winterthur) und kleineren Gemeinden klare Verschiebungen nach links. Und auch in Abstimmungen wurde fortschrittlichen Anliegen zugestimmt, selbst im konservativen Schwyz (siehe WOZ Nr. 10/2018 ).
Im Kanton Bern bestätigte sich vergangenes Wochenende ein genereller Trend: In mehr oder weniger urbanen Gebieten gewinnt die Linke dazu – und die SVP verliert an Boden. Dass der Kanton trotzdem weiterhin bürgerlich regiert wird, liegt an seiner spezifischen Struktur: Wie kaum in einem anderen Kanton zeigt sich hier der Stadt-Land-Gegensatz. Da hat das traditionell bürgerlich wählende Land gegenüber den überwiegend sozialliberalen Städten noch immer einen kleinen Vorsprung.
So darf auch Pierre Alain Schnegg, der als Gesundheits- und Fürsorgedirektor einen Sozialabbau verantwortet (siehe WOZ Nr. 47/2017 ), der landesweit seinesgleichen sucht, vier weitere Jahre in der Regierung walten. Doch bereits jetzt weht ihm ein stärkerer Gegenwind ins Gesicht: In allen Städten landete Schnegg auf dem letzten Platz der gewählten RegierungsrätInnen. Seine herzlose Politik ist mit ein Grund dafür, dass die Linke zulegen konnte. So führte nicht zuletzt der «Schnegg-Effekt» dazu, dass die SP ihren WählerInnenanteil um gut drei Prozentpunkte steigern und fünf Parlamentssitze dazugewinnen konnte (wobei einer davon auf Kosten des Grünen Bündnisses ging).
Fazit: Die rechtsbürgerliche Regierung wird weiterdonnern. Doch der Gegenwind, der aus den Städten kommt, wird kräftiger. Und: In vier Jahren, wenn die desaströse Politik in den vielen Gemeinden ihre sicht- und spürbaren Spuren zeigen wird, wird der Wind womöglich auch in ländlicheren Gebieten noch stärker von links blasen.