Neues aus der Wissenschaft: Zum Herrgöttli noch mal!
Was gehen aktuell die Emotionen im nördlichen Nachbarland hoch. Und alles wegen ein paar jugendlicher ForscherInnen, die an der University of California in Berkeley ein Bier gebraut haben, das dank gentechnisch veränderter Bierhefe nach Hopfen schmecken soll, ohne welchen drin zu haben. «Kein Bier ohne Hopfen, sagt das deutsche Reinheitsgebot.» Für «Spiegel Online» gibt es da keinen Verhandlungsspielraum – und dann «prahlen die Forscher» auch noch «mit dem extra-herben Geschmack»! Da wird der deutschen Bierseele die Gentechnik glatt zur Nebensache.
Und die Nachhaltigkeit grad mit. Dabei ist sie das zentrale Argument der kalifornischen JungforscherInnen – oder sollte man besser sagen: JungunternehmerInnen? Sie haben nach erfolgreichen Degustationstests durch Profibrauer gleich ein Start-up gegründet, um ihr «nachhaltiges Bier» auf den Markt zu bringen. Das Verfahren ist aber auch patentträchtig: Wo sich beim herkömmlichen Bier der Hopfengeschmack je nach Konzentration der beiden wichtigsten Aromastoffe im Hopfen, Linalool und Geraniol, immer wieder ändert, garantiert das «Gen-Bier», wie es «Spiegel Online» nennt, einen gleichbleibend hopfigen Geschmack. Erreicht wird dies dank der neuen Crispr-Cas9-Methode, mit deren Hilfe ein exakt kontrollierbares Verhältnis aus Linalool- und Geraniolgenen in die Bierhefe eingeschleust wurde.
Für die Nachhaltigkeit ihres Biers führen die BiotechnologInnen mehrere Argumente ins Feld. Das zentrale: der hohe Wasserverbrauch von Hopfen. Für ein Pint Bier – knapp einen halben Liter – benötigt man im Anbau von Hopfen rund fünfzig Pint Wasser. Ihr Bier komme ohne Dünger aus, und weil der Transportweg wegfalle, spare dies auch eine Menge an klimaschädigenden Treibhausgasen ein. Wie schön.
Und wie verlogen. Was nämlich nicht einmal im Fachmagazin «Nature Communications» erwähnt wird, in dem die Resultate publiziert wurden: Bloss weil der hopfige Geschmack des Biers ohne Hopfen erreicht wird, bedeutet das noch lange nicht, dass das Bier hopfenfrei wäre. Die ForscherInnen verplappern sich in einem Nebensatz gegenüber dem Unimagazin «Berkeley News» mit dem Hinweis, dass zur Herstellung der Bierwürze zu Beginn des Brauprozesses sehr wohl Hopfen verwendet wurde – weil dem Bier sonst die Bitterstoffe fehlten.
Also, liebe NachbarInnen aus Deutschland, kommt mal wieder runter. Die Biotechies aus dem Silicon Valley haben bloss mal wieder einen Marketinggag produziert.
Mit dem deutschen Reinheitsgebot ist es eh so eine Sache, sind doch die meisten deutschen Biersorten mit dem Pestizid Glyphosat belastet.