Anarchistische Büchermesse: Kritik, Kita, Konsens

Nr. 19 –

«Kollektiv! Anarchy in action» lautet das Motto der anarchistischen Büchermesse, die vom 11. bis am 13. Mai in Bern stattfindet. «Wie kann Anarchismus im Alltag gelebt werden? Was heisst das konkret – in der Praxis?», an diesen Fragen orientiere sich die diesjährige Messe, sagt Miriam Grob, die dem Organisationskollektiv der Büchermesse angehört. «Viele Leute schauen erst einmal verdutzt, wenn sie Anarchie und Büchermesse hören», sagt Grob. «Das passt für viele mit dem verbreiteten negativen Stigma nicht zusammen.»

Die Idee sei deshalb, eine möglichst offene Veranstaltung zu organisieren: eine Plattform für anarchistische und antiautoritäre Bücher und Texte – es kommen Verlage aus Deutschland, Italien, Britannien und Frankreich –, einen Treffpunkt für AktivistInnen aus verschiedenen Städten und Ländern. «Und einen Ort für Leute, die einfach mal schauen wollen, was sich hinter dem Begriff ‹Anarchismus› versteckt», so Grob. Sie rechnet mit bis zu 400 MessebesucherInnen.

In verschiedenen Veranstaltungen sollen Fragen der kollektiven, herrschaftsfreien Organisation diskutiert werden. So etwa «gemeinsame Ökonomie», also der Aufbau von Gemeinschaftskassen. Oder Konsensfindung: wie sich Entscheidungen fällen lassen, die für alle stimmen – fern von Abstimmungen, Wahlen oder ChefInnen.

In einem Vortrag wird von der seit zehn Jahren besetzten autonomen Zone «ZAD» im französischen Nantes berichtet (siehe WOZ Nr. 14/2017 ), wo sich AktivistInnen in den vergangenen Wochen vehement gegen die polizeiliche Räumung gewehrt haben. Eine andere Veranstaltung wird sich mit der Frage beschäftigen, wie sich eine nachhaltige Bewegung aufbauen liesse. Daneben gibt es eine offene Lesebühne, Konzerte, Kino und «Skills-Workshops» – um zu lernen, wie Holzrahmen gebaut, Fenster verglast oder Computer verschlüsselt werden. Die «AnarKITA» sorgt für die Kinderbetreuung.

Die anarchistische Büchermesse findet seit 2014 jährlich in Bern statt. Davor war sie von Winterthur (2009) nach Biel gezogen und von dort an den Internationalen Anarchistischen Kongress ins jurassische Saint-Imier (2012). Ursprünglich hatten Anfang der achtziger Jahre AnarchistInnen in London erstmals eine «Anarchist Bookfair» ins Leben gerufen, diese gibt es bis heute. Ähnliche Büchermessen finden in den USA, Kanada, Lateinamerika oder in den Balkanstaaten statt. Auch in zahlreichen westeuropäischen Städten werden regelmässig solche Messen organisiert, so etwa in Barcelona, Lissabon, Paris, Florenz, Wien und Dublin.

Bern, Gertrud-Woker-Strasse 3, Fr–So, 11.–13. Mai 2018. Programm siehe unter: www.buechermesse.ch.