Neues aus der Wissenschaft: Walgesänge auf der WOZ?
«Die aktuell angewandten Kenngrössen aus Richtlinien und Normen zur raumakustischen Konditionierung von Büroflächen gewährleisten keine ausreichend und wahrnehmbar gute akustische Qualität.» Diesen Satz muss man sich auf der Zunge zergehen lassen. Was für ein schlagkräftiger Beweis dafür, wie wichtig die Übersetzungsarbeit von uns (Wissenschafts-)JournalistInnen ist! Überhaupt rührt die Aussage dieser Forscherin an ein Grundproblem, mit dem sich unser Berufsstand täglich konfrontiert sieht: den Lärm im Grossraumbüro. Ja, bei aller Liebe zu den KollegInnen – auch wir auf der WOZ leiden darunter. Und zwar so sehr, dass wir uns aktuell mit konkreten baulichen Abwehrmassnahmen auseinandersetzen.
Deshalb erst mal ein Dankeschön an die Bauphysikerin aus Stuttgart. Hat sie doch herausgefunden, wie man im Büro konzentrierter arbeiten kann. Das magische Stichwort heisst «Sound Masking» – ein Prinzip, das sich zum Einschlafen in den eigenen vier Wänden bewährt hat und simpel ist: Störende Hintergrundgeräusche werden zielgerichtet überlagert mit – «neutralen Schallsignalen». Also mit Rauschen irgendwelcher Art, das anschwillt, je lauter die KollegInnen plappern. Das sei erst einmal «für die meisten Menschen intuitiv nicht nachvollziehbar», gibt die Forscherin zu. «Wichtig ist es, die Akzeptanz des Systems bei den Mitarbeitern zu fördern, etwa durch das Entwickeln angenehmer Signale.» Und wir stellen uns vor: Meeresrauschen, Walgesänge, Herbstlaubsinfonien … Plätschernder Regen, der sich im Duett mit lauter werdenden Zwiegesprächen bis zum prasselnden Gewitterschwall hochschaukelt …
Hmmm. Wo Akzeptanzförderung von oben verordnet wird, mag das vielleicht funktionieren (sofern flankierende Massnahmen zur Begrenzung der akustischen Aufrüstung greifen, ein sanfter Stromstoss vom Bürostuhl etwa). In einem basisdemokratischen Kollektivhaufen hingegen dürfte das Ganze schon an der Verständigung auf ein «angenehmes Signal» scheitern. Vielleicht probieren wir auf der WOZ doch besser ein paar filzdekorierte Raumteiler aus.
Und an dieser Stelle ein Aufruf an alle: Meldet euch mit kreativen Vorschlägen zum Schallschlucken!