Pop: Punkrock gegen die Lawine

Nr. 22 –

Den zitternden Gitarrenklängen folgen ein lautes, treibendes Schlagzeug, ein schneller Offbeat und ein mehr geschriener als gesungener Text. Den starken Kontrasten bleibt die Punkrockband Feine Sahne Fischfilet auch auf ihrem fünften Album «Sturm & Dreck» treu: «In den Strassen zünd ich dir deine Kippe an, in den Strassen, randalierend Hand in Hand», singt Sänger Monchi in «Schlaflos in Marseille».

Mit energiegeladener Musik feiert die Band den Zusammenhalt, appelliert an den Mut und ans Dabeibleiben – trotz Hoffnungslosigkeit, trotz Rückschlägen und erlebter Gewalt. Ihre Texte sind unmissverständlich, da gibt es kaum subtile Botschaften. Häufig geht es um Antifaschismus. So lancierte die Band die Kampagne «Noch nicht komplett im Arsch», in Anlehnung an ihren wohl bekanntesten Song «Komplett im Arsch». Sie richtete sich damit gegen das Erstarken der Alternative für Deutschland (AfD) bei den Landtagswahlen 2016 im nordostdeutschen Bundesland Mecklenburg-Vorpommern, wo die Bandmitglieder aufgewachsen sind. Mit dabei: Katharina König, Antifaschistin und Politikerin der Linken, der auf dem Album nun das Lied «Angst frisst Seele auf» gewidmet ist. «Sie singen davon, wie sie dich töten», heisst es darin. Gemeint ist die Schweizer Neonaziband Erschiessungskommando, die König in einem ihrer Lieder bedrohte.

In «Suruc» erinnert die Band an das Selbstmordattentat vom Sommer 2015 in der gleichnamigen türkisch-kurdischen Grenzstadt. Dabei starben 34 junge Menschen der Föderation der sozialistischen Jugendverbände der Türkei, die im benachbarten Kobane Aufbauarbeit leisten wollten. Trotz der ernsten Inhalte dringt auf «Sturm & Dreck» immer auch das Vertrauen ins Zusammenstehen durch: Eine Strophe aus «Wir haben immer noch uns» weist auf die hohe Zahl rassistischer Morde in Deutschland hin und auf die Schwierigkeit, dagegen anzugehen: «Wie hält man Lawinen auf?» Und endet mit: «Ganz egal wies läuft / Ich ball die Faust und steh bei euch!»

Feine Sahne Fischfilet: Sturm & Dreck. Audiolith. 2018