Repression in der Türkei: Österreichischer Journalist verhaftet

Nr. 38 –

Am 11. September ist Max Zirngast in seiner Wohnung in Ankara verhaftet worden. Was dem Journalisten und Aktivisten aus Österreich genau vorgeworfen wird, ist unklar. Der vage Vorwurf lautet: «Terrorpropaganda».

Zirngast lebt seit 2015 in der Türkei, studiert in Ankara Politikwissenschaften und arbeitet als freier Journalist, etwa für das antikapitalistische Onlinemagazin «Re:volt» oder die linke Tageszeitung «Junge Welt». Zudem engagiert sich der 29-Jährige in diversen politischen Bündnissen im Umfeld der prokurdischen Parlamentspartei HDP.

Die Türkei gehört zu den Ländern mit den meisten inhaftierten JournalistInnen weltweit. Seit dem Putschversuch 2016 wurden gemäss der NGO «Reporter ohne Grenzen» weit über hundert JournalistInnen verhaftet. Unter dem Vorwurf der «Terrorpropaganda» waren 2017 auch zwei deutsche Medienschaffende, der «Welt»-Korrespondent Deniz Yücel und die Journalistin Mesale Tolu, festgenommen worden. Beide wurden inzwischen aus der Haft entlassen.

«Die Zensur von oben reicht in alle Lebensbereiche», schreibt Mesale Tolu in der «Jungen Welt»: «Ob Zirngast wegen seiner Texte oder seines politischen Engagements verurteilt wird, ist irrelevant. Denn egal, ob als Journalist oder als Aktivist, er hat das Recht, seine Meinung frei zu äussern.» Aus Solidarität mit Zirngast unterzeichneten 115 Studenten und Mitarbeiterinnen der Universität Wien eine Erklärung. In den sozialen Medien fordern Journalistinnen und Aktivisten unter dem Hashtag #FreeMaxZirngast seine sofortige Freilassung.

Für den 29-Jährigen wird sich dieser Tage entscheiden, ob er aus dem Gefängnis entlassen oder aber in Untersuchungshaft überstellt wird. In der Türkei kann diese bis zu sieben Jahre dauern.