Extremismusstudie: Wer Punk hört, ist linksextrem
Seit über einer Woche geistert sie durch die Medien: die Studie der Zürcher Fachhochschule ZHAW über die «Verbreitung extremistischer Einstellungen und Verhaltensweisen» unter Schweizer Jugendlichen. Obwohl die BürgerInnen ja eigentlich erleichtert aufatmen könnten: Laut der Studie sind nur 7 Prozent der Jugendlichen linksextrem, 6 Prozent rechtsextrem. Aber Achtung: 47 Prozent sind kapitalismusfeindlich! Gibt es etwa doch Grund zur Sorge?
Die ZHAW erklärt die Differenz zwischen den 47 und den 7 Prozent so: «Jugendliche in der Schweiz stimmen eher Ideologien von Extremismus zu, als dass sie extremistische Gewalt befürworten.» Wer nachliest, wie die ZHAW Linksextremismus definiert, stösst auf Haarsträubendes. Eine Auswahl der Aussagen, mit denen sie «linksextreme Einstellungen» zu erfassen versuchte: «Das Eigentum sollte abgeschafft werden; alles sollte allen gehören» (11 Prozent Ja), «Die Schweiz sollte noch viel mehr Flüchtlingen Zuflucht gewähren» (knapp 40 Prozent Ja), «Die weltweiten Grossunternehmen sind verantwortlich für Armut und Hunger in der Welt» (49 Prozent Ja), «Die Reichen und Mächtigen beuten die einfachen Menschen immer mehr aus» (fast 69 Prozent Ja!).
Noch bedenklicher wird es beim «linksextremen Verhalten»: Da hat die ZHAW nicht nur nach Gewaltausübung, sondern auch nach Musik gefragt. Knapp 15 Prozent hätten «Musik linker Gruppen» gehört – aufgelistet sind PunkmusikerInnen wie Nofnog, die Cadizier und Migre Le Tigre. Unbestritten, dass in Texten solcher Bands die Polizei und die Rechten schlecht wegkommen – aber es ist eine Zumutung, was hier verglichen wird: Als Pendant beim «rechtsextremen Verhalten» nennt die ZHAW Hassbands, die den Nationalsozialismus verherrlichen, wie Amok und Indiziert.
Es ist nichts Neues, aber es tut immer noch weh: wie jene, die den Faschismus einführen wollen, mit jenen gleichgesetzt werden, die das zu verhindern versuchen. Eines jedenfalls haben die StudienautorInnen beim Forschen dazugelernt: «Ein Jugendlicher, der sich für die Aufnahme von Flüchtlingen in der Schweiz und die Öffnung der Grenzen ausspricht, tut dies anscheinend nicht notwendigerweise aus einer linksextremen Orientierung heraus.»