Klimakatastrophe: Den SchülerInnen zujubeln allein reicht nicht

Nr. 10 –

Es ist fast unfreiwillig komisch, wenn ältere Generationen den streikenden Jugendlichen für ihren hartnäckigen Klimaprotest zujubeln, dabei freimütig ihre Schuld für jahrzehntelange Versäumnisse einräumen – und trotzdem die ganze Protestarbeit den Jungen überlassen. So eindeutig es ist, dass wir gegenwärtig die Anfänge einer tiefen ökologischen Krise erleben, so klar ist, dass die streikenden SchülerInnen diese nicht allein werden lösen können. Vor wenigen Tagen ging deshalb ein offener Brief durch die internationale Medienlandschaft, verfasst von den SchülerInnen und übersetzt in zwanzig Sprachen: ein Aufruf für den kommenden globalen Streik gegen den Klimawandel am 15. März.

Die VerfasserInnen erinnern daran, dass junge Menschen mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung ausmachen und sie es sind, die mit den Konsequenzen des Klimawandels werden leben müssen. «Wir werden kein Leben in Angst und Zerstörung akzeptieren», heisst es im Brief. Über ihre Zukunft entscheiden aber andere. Die SchülerInnen fordern Klimagerechtigkeit: keine rein technisch fixierten Lösungen, die sich in eine ökonomische Wachstumslogik fügen, sondern solche, die einflussreiche Akteure wie etwa die Ölindustrie zur Verantwortung ziehen und zugleich die Kosten und Schäden der Klimakatastrophe nicht auf die ärmere Weltbevölkerung abwälzen.

Politisch bewegt sich zumindest symbolisch etwas: Basel und Liestal haben den Klimanotstand ausgerufen, auch der Zürcher Kantonsrat diskutiert am 11. März ein solches Postulat. Bundesrätin Simonetta Sommaruga würdigte die Proteste, das EU-Parlament hat VertreterInnen der Bewegung eingeladen. In den USA prosperiert das junge Sunrise Movement, das die ambitionierten Pläne der Kongressabgeordneten Alexandria Ocasio-Cortez für einen Green New Deal unterstützt. Sollen die Pariser Klimaziele tatsächlich noch eingehalten werden, braucht es jedenfalls lang anhaltenden Druck auf die Politik, der nicht nur von den Jugendlichen kommen kann.