Die Abgewählten: Schlechter Tag für die Lobbys

Nr. 43 –

Der Wahlsonntag hat insbesondere am rechten Rand eine ganze Reihe von VerliererInnen gebracht. Und damit, seien wir ehrlich, eine gewisse Schadenfreude hervorgerufen. Darüber etwa, dass sich die Krankenkassen auf die Suche nach neuen WasserträgerInnen machen müssen: Mit dem Bündner Heinz Brand und dem Basler Sebastian Frehner – beide von der SVP – wurden gleich zwei gut bezahlte Lobbyisten abgewählt. Mit Brand geht zudem ein Hardliner in Sachen Asylpolitik.

Vor einem Scherbenhaufen steht der Schweizerische Gewerbeverband. Direktor Hans-Ulrich Bigler von der Zürcher FDP und mit direktem Draht zu Gott: abgewählt. Jean-François Rime, gefühlt seit 1291 für die Freiburger SVP im Bundeshaus: abgewählt. Vorstandsmitglied Hansjörg Brunner (FDP): abgewählt. Ein böser Fluch? Oder doch die Quittung dafür, dass der Gewerbeverband in den letzten Jahren eben nicht die KMUs, sondern das Projekt eines Milliardärs aus Herrliberg unterstützte?

Bitter war der Wahlsonntag überdies für die Stadtberner Dealer, die mit Luzi Stamm von der Aargauer SVP – ohne Drogen hält man es dort kaum aus – einen Kunden verlieren. Auch die Schweizerische Verschwörungspartei steht nach der Abwahl des Profi-Twitterers Claudio Zanetti («Die Linken haben die Klimatheorie entwickelt, um das Leben der Menschen zu kontrollieren») mit abgesägten Hosen da.

Eine Niederlage, schwer wie ein Sack Zement, steckten die beiden SVP-Politiker Manfred Bühler (BE) und Werner Hösli (GL) ein. Weder Bühlers unermüdlicher Einsatz für Autobahnen und laschere Rasergesetze noch Höslis Kampf fürs Bauen ausserhalb der Bauzone verfingen bei den WählerInnen. Im Gegenteil: Beide Sitze gingen an die Grünen.

Die ansonsten recht stabile CVP musste in der Waadt den einzigen Sitz abgeben. Claude Béglé, der ehemalige Verwaltungsratspräsident der Post und begeisterte Nordkorea-Ausflügler, schaffte damit ein Kunststück: Im Kanton wäre nämlich ein zusätzliches Mandat zu vergeben gewesen. Yvan Perrin (SVP Neuenburg) schliesslich versuchte sich mal wieder im Rücktritt vom Rücktritt. Weil das «Volk» an der Urne nicht mitmachen wollte – man ahnt es –, hat er sich nun aus der Politik zurückgezogen.