Krippen: Die Frauen werdens schon richten

Nr. 15 –

Einmal mehr hat sich der Bundesrat als realitätsfernes Gremium erwiesen. So verkündete er Ende vergangener Woche: Es gebe aufgrund der Coronakrise keine finanzielle Unterstützung für familienergänzende Kinderbetreuungseinrichtungen. Man wolle erst einmal abwarten und schauen, wie gross deren Probleme tatsächlich würden. Überbracht wurde diese Botschaft von Sozialminister Alain Berset, der kurz zuvor mit einem entsprechenden Antrag zur finanziellen Unterstützung von Kitas und Tagesfamilien an der bürgerlichen Mehrheit im Bundesrat gescheitert war.

Es braucht keinen Abschluss in Betriebswirtschaft, um sagen zu können: Die Situation der Kinderbetreuungseinrichtungen ist jetzt schon äusserst prekär. Der Bundesrat stuft Kitas als systemrelevant ein, was bedeutet, dass sie geöffnet bleiben müssen. Zugleich fordert er Eltern auf, ihre Kinder derzeit möglichst zu Hause zu betreuen. Externe Kinderbetreuung ist auch im Normalzustand ein grosser Brocken im Budget der meisten Familien. Jetzt, wo sich viele mit Lohnausfällen konfrontiert sehen, sollen sie also auch noch für eine Dienstleistung bezahlen, die sie gar nicht in Anspruch nehmen. Können oder wollen sie dies nicht, hat das wiederum drastische Auswirkungen auf die Betreuungseinrichtungen. Wie sollen sie ohne Elternbeiträge die Löhne, Mieten und andere Kosten bezahlen? Viele Kitas sind in ihrer Existenz gefährdet.

Doch der Bundesrat betrachtet Kinderbetreuung anscheinend noch immer als reine Privatsache. Mit dem Entscheid zeigt sich zudem seine Geringschätzung eines Berufszweigs, in dem vor allem Frauen zu niedrigen Löhnen arbeiten, sowie von Gleichstellung und Care-Arbeit im Allgemeinen. Frei nach der Devise: Wieso für etwas bezahlen, wenn Frauen die Arbeit ja auch gratis machen können? Denn wer in die Bresche springt, wenn nach dem Ende der Coronakrise das Angebot an Krippenplätzen massiv geschrumpft sein wird, ist ebenfalls jetzt schon klar: Es werden vorwiegend Frauen sein, die ihre Jobs aufgeben, um zu Hause die Kinder zu betreuen.