Klimastreik: Der Widerstand ist legitim

Nr. 36 –

Man muss jetzt handeln! Diesem Motto lebt nicht nur die Klimastreikbewegung nach, die für Freitag wieder zu landesweiten Demos aufruft. Auch das Wirtschaftsprüfungs- und -beratungsunternehmen Pricewaterhouse Coopers (PwC) ruft zusammen mit der Umweltorganisation WWF zum Handeln auf. Nicht zum nächsten Streik, aber dazu, dass der Bund der Finanzindustrie gesetzliche Regeln auferlegt, damit sie in Einklang mit dem Ziel des Pariser Klimaabkommens von netto null Treibhausgasausstoss bis 2050 kommt.

Dazu müssten die Finanzströme in den nächsten zehn Jahren weg von der klimaschädigenden hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft umgelenkt werden. Der Schweizer Finanzsektor verwaltet ein globales Kapital von rund 6,2 Billionen Franken und ist damit ein wichtiger globaler Faktor. Bei der Vorstellung ihres Berichts vom Dienstag gaben PwC und WWF auch Jörg Gasser, dem Direktor der Bankiervereinigung, das Wort. Dieser distanzierte sich dann aber umgehend von zentralen Forderungen.

Für den Klimastreik ist der Zeitplan von PwC und WWF derweil nicht ambitioniert genug, wie es in einer Reaktion per Twitter heisst. Zu Recht: Mit ihren Krediten baut die Finanzindustrie klimaschädigende Infrastrukturen auf, die Jahrzehnte Bestand haben. Die Schweiz muss den Umbau des Finanzplatzes deshalb zur Priorität erklären und einschneidende Massnahmen sofort beschliessen, auch wenns wehtut. Im neuen CO₂-Gesetz, das in der Herbstsession des Parlaments wohl abschliessend behandelt wird, fehlen jedoch klare Vorgaben.

Das ist einer von vielen Gründen, weshalb der Klimastreik zusammen mit anderen Organisationen wie Extinction Rebellion und Greenpeace seine Aktionen ausweitet und neben den Demos vom Freitag auch zu Aktionen des «zivilen Ungehorsams» vom 20. bis 25. September in Bern aufruft – während der Herbstsession. Auch wenn solche Aktionen nicht ganz legal sind – legitim sind sie alleweil. Denn 2050 werden viele, die jetzt bremsen, tot sein oder nicht mehr lange leben. Die heutige Jugend dagegen wird die Folgen dieses verbrecherischen Nichtstuns ausbaden müssen.

www.climatestrike.ch, www.riseupforchange.ch, www.pwc.ch/wwf-report