Computerspiel: Adelssimulator fürs Volk

Nr. 39 –

Historische Strategiegames folgen oft genretypischen Routinen, was mystifizierend wirken kann: So vermitteln etwa die populären «Civilization»-Spiele unterschwellig die Botschaft, es gebe so etwas wie homogene Kulturen. Auch dass abseits der Staatsspitze autonome Regungen existieren könnten, vermag die auf den Alleinherrscher fokussierte Spielmechanik kaum abzubilden. Anders die «Crusader Kings»-Reihe des schwedischen Studios Paradox Interactive: Hier managt man nicht «Völker», sondern ein mittelalterliches Adelsgeschlecht, was die personalen Herrschaftsverhältnisse der Vormoderne gut widerspiegelt. Absolute Macht hat man nicht, die bisweilen degenerierte Sippe lässt sich schlecht im Zaum halten, und das Heer marschiert nur, wenn man sich einen legitimen Kriegsgrund durch Heiratspolitik erschlichen oder von einem Winkeladvokaten fingieren lassen hat.

Das Spiel ist derart komplex, dass man es über Jahre spielen kann, ohne zu durchschauen, warum denn die Erbfolgeregelung schon wieder das eigene Fürstentum zerfallen liess. Kein Wunder also, dass gerade (Hobby-)HistorikerInnen zu den Fans von «Crusader Kings» zählen, dessen dritter Teil jetzt erschienen ist: In Internetforen finden sich lange Debatten darüber, welche Aspekte des Games wirklich akkurat sind und welche nicht. Fest steht allerdings, dass die Perspektive der einfachen Leute zu kurz kommt: Diese spielen meist nur dann eine Rolle, wenn es einen Aufstand zu zerschlagen gilt.

«Crusader Kings 3». Paradox Interactive. Als Download bei Steam, 49.50 Franken.