100 Wörter: Sich ärgern ohne Stammtisch
Dass er auf die wiederkehrende Krise bestens vorbereitet war, stellte Zumkalbern fest, als er mehr zufällig denn absichtlich in den Nachbarkanton reiste und dort verwundert feststellte, dass alle Gastronomiebetriebe geschlossen waren. In leichter Verstimmung über Föderalismus und Kantönligeist kehrte er nach Hause zurück und machte sich daran herauszufinden, welche Regeln in welchem Kanton galten. Dabei musste er feststellen, dass die Beizen schon seit knapp fünf Wochen im ganzen Land geschlossen waren, die Regelung also einheitlich war, er einfach rein gar nichts davon gemerkt hatte, weil es ihn in der ganzen Zeit nicht einmal in die Nähe einer Gaststätte verschlagen hatte.
Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Letzten Herbst ist sein neuster Köbi-Krimi, «Pöschwies», im Bilgerverlag erschienen. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» und «Pöschwies» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.