100 Wörter: Mutierende Unternehmer

Nr. 10 –

Erfolgreiche Unternehmer galten bis vor kurzem als Heilsbringer schlechthin, denen man getrost vertrauen sollte, denen man keine Steine in Form von Regulierungen oder Beschränkungen in den Weg legen durfte, da dadurch der freie Markt verzerrt würde, der als bestes aller Regulatorien galt. Wen Unternehmer am Geschäft teilhaben lassen wollten, mit wem sie welche Geschäfte machten, wen sie davon ausschlossen, war allein ihre Sache, alles andere führte in den Sozialismus. Bis ein paar Unternehmer begannen, ihre Geschäftsbedingungen dahingehend zu interpretieren, dass allzu abwegige Theorien nicht mehr geduldet und die entsprechende Kundschaft verbannt wurde. In diesem Augenblick mutierten sie zu diabolischen Zensoren.

Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Letzten Herbst ist sein neuster Köbi-Krimi, «Pöschwies», im Bilgerverlag erschienen. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» und «Pöschwies» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.