Australien gegen Google und Facebook: Ein Machtkampf eskaliert

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Die Massnahme war so drastisch, dass sie weltweit für Schlagzeilen sorgte: Vergangene Woche sperrte der US-Techkonzern Facebook sämtliche australischen Nachrichtenquellen auf seiner Plattform. Hintergrund dieser Eskalation ist ein neues Mediengesetz, das die rechtskonservative australische Regierung möglichst bald umsetzen will: Mit dem «News Media Bargaining Code» müssten Facebook und Google künftig mit den Medienhäusern über die Verwendung von journalistischen Inhalten verhandeln und letztlich auch dafür bezahlen.

Mittlerweile hat Facebook angekündigt, die Nachrichtenblockade wieder aufzuheben. Man habe sich mit der australischen Regierung darauf einigen können, dass Facebook selbst auswählen werde, welche Inhalte der Konzern anzeigt – und dafür auch bezahlt. Mit dem «Facebook News Tab» existiert für dieses Vorgehen bereits eine Anwendung, die auch in weiteren Ländern zum Einsatz kommen soll.

Die Strategie, Medienhäuser mit gezielten Partnerschaften und Unterstützungsleistungen an sich zu binden, verfolgt Google schon länger konsequent (siehe WOZ Nr. 2/2021 ). So verkündete der mächtige Medienkonzern News Corp des rechtskonservativen australischen Milliardärs Rupert Murdoch letzte Woche eine «historische Partnerschaft» mit Google. Im Austausch für Zahlungen in unbekannter Höhe gewährt News Corp dem US-Techkonzern exklusiven Zugang zu Inhalten. Die entsprechende Anwendung heisst hier «Google News Showcase». In Deutschland haben etwa Medien wie «Spiegel», «Zeit» und auch die linke «taz» bereits eine solche Kooperation angekündigt.

Der Konflikt hat auch deshalb global so viel Beachtung ausgelöst, weil er über Australien hinausweist. In unzähligen weiteren Ländern ist die Ausgangslage nämlich ähnlich: Facebook und Google dominieren den digitalen Werbemarkt (gemäss australischer Kartellbehörde gehen 81 Prozent der Online-Werbeeinnahmen an Google und Facebook), während viele Verlagshäuser wegen wegbrechender Werbeeinnahmen in wirtschaftliche Probleme geraten sind. Insofern ist es ein Konflikt, der mit zunehmender Intensität ausgetragen werden wird – auch in Europa, auch in der Schweiz.