100 Wörter: Sich selber influencen
Mit dem Velo Fahrten ins Umland zu unternehmen und unterwegs in schmucken oder auch tristen Ortschaften Postkarten zu erstehen und an seine eigene Adresse zu schicken, war ein Hobby, das Rinzeldom zwar pflegte, aber für sich behielt. Gerade weil er zuweilen der Illusion verfiel, so etwas wie ein Anti-Social-Medium erfunden zu haben, war ihm bewusst, dass eine solche selbstbezogene Einwegkommunikation, die sich nicht durch Applaus und Zustimmung von Freundinnen und Followern rechtfertigte, nicht gut ankäme. Trotzdem verschaffte es ihm Freude, wenn Tage später ein Eigengruss aus einer schon fast wieder vergessenen Ortschaft eintrudelte, in der er sich nachweisbar aufgehalten hatte.
Stephan Pörtner ist Krimiautor («Köbi der Held», «Stirb, schöner Engel», «Mordgarten») und lebt in Zürich. Im Herbst 2019 ist sein neuster Köbi-Krimi, «Pöschwies», im Bilgerverlag erschienen. Für die WOZ schreibt er Geschichten, die aus exakt 100 Wörtern bestehen. Eine Auswahl unter dem Titel «100 Mal 100 Wörter» sowie «Mordgarten» und «Pöschwies» sind im WOZ-Shop www.woz.ch/shop als Buch erhältlich.