Pestizidinitiativen: «Es ist wichtig, dass wir einander wertschätzen»

Nr. 19 –

Zweimal Nein, einmal Ja, zweimal Ja? Trotz des klaren Entscheids von Bio Suisse stimmen die Schweizer BiobäuerInnen am 13. Juni ganz verschieden ab – und alle haben ihre Argumente.

  • «Dass alle Verarbeitungsbetriebe ihre Rohstoffe pestizidfrei einkaufen – ist das realistisch?» Demeter-Bauer Sepp Sennhauser lehnt beide Initiativen ab. Foto: Ursula Häne
  • «Endlich eine Möglichkeit, über faire Preise zu sprechen»: Biobäuerin Karin Mengelt engagiert sich für die Pestizidfrei-Initiative und enthält sich bei der Trinkwasserinitiative. Foto: Ursula Häne
  • «Dank robuster Neuzüchtungen und neuer Technologien schaffen wir das»: Demeter-Winzer Roland Lenz stimmt zweimal Ja. Foto: Ursula Häne
  • Biolandwirtin Ulrike Minkner lehnt die Trinkwasserinitiative ab, nimmt aber die Pestizidfrei-Initiative an: «Bei der Trinkwasserinitiative fehlt mir die Solidarität.» Foto: Hélène Tobler

Einen solchen Aufruf liest man nicht jeden Tag: «Wir fordern alle auf, in dieser Abstimmungskampagne Fairness walten zu lassen», schreibt der Dachverband der Schweizer Bäuerinnen (SBLV). Auch im Verband hätten sie unterschiedliche Meinungen zu den beiden Pestizidinitiativen, die am 13. Juni an die Urne kommen. Trotzdem sei es wichtig, respektvoll miteinander umzugehen.

Die Wogen gehen hoch – auch unter Biobäuerinnen und -bauern. Die Delegiertenversammlung des Branchenverbands Bio Suisse sagt deutlich Ja zur Initiative gegen synthetische Pestizide (PI) und deutlich Nein zur Trinkwasserinitiative (TWI). An der Basis sehen das viele ähnlich: Die PI, die synthetische Pestizide verbieten will, geniesst klar mehr Sympathien, weil sie für die ganze Gesellschaft gilt und auch Importprodukte betrifft. Die TWI, die die Anforderungen für Direktzahlungen verschärfen will, fokussiert ganz auf die LandwirtInnen und berücksichtigt die Importfrage nicht: Das sind zwei der Gründe, warum sie bei der bäuerlichen Basis für viel Kritik sorgt (siehe WOZ Nr. 16/2021 ).

Trotzdem gibt es BiolandwirtInnen, die beiden Initiativen zustimmen – genauso wie solche, die beide ablehnen. Ihre Haltung hängt auch von der Einschätzung ab, wie wortgetreu die Initiativen umgesetzt würden. Diese Frage sorgt für viele Kontroversen. Die WOZ gibt vier PraktikerInnen das Wort.

Sepp Sennhauser, Rossrüti SG: Nein zu beiden Initiativen

Mit seiner Familie bewirtschaftet Sepp Sennhauser einen Biobetrieb mit Milchkühen, Hochstammbäumen und Ackerbau. Sie arbeiten nach den Demeter-Richtlinien, die noch strenger sind als die der Knospe. Sennhauser ist St. Galler Mitte-Kantonsrat und Kopräsident von Bio Ostschweiz, er spricht hier jedoch als Privatperson und nicht für seinen Verein.
«Ich bin schon 25 Jahre bio und 15 Jahre Demeter. Und ich merke, etwas schätzen alle bei uns Biobauern: Wir sind offen, tolerant und respektvoll. Alle, die umstellen, sagen das: Bei uns sei der Umgang viel besser. Auch gegenüber den Konventionellen – wir waren ja selber einmal konventionell. Wenn jetzt Biokollegen ihre eigenen Berufskollegen schlechtmachen und sagen, das seien alles Umweltverschmutzer, stört mich das.

Jährlich haben wir in St. Gallen und im Thurgau etwa dreissig Neuumsteller. Die können wir einbinden. Und sie haben freiwillig umgestellt – ich bin gegen Zwang. Man muss mit dem Kopf dabei sein, wenn man Bio machen will. Der Kopf braucht Zeit, der Boden auch. Da habe ich gerade ein wunderbares Beispiel erlebt. Ein Bauer sagte mir: ‹Als ich umstellte, hatte ich grosse Zweifel. Aber jetzt bin ich richtig stolz, dass ich bio bin und den Betrieb so dem Sohn übergeben kann.›

Dass in der Schweiz die Tierzahlen sinken müssen, ist schon klar. Und dass wir uns nicht vollständig selbst versorgen können. Aber wenn wir diese Initiativen annehmen, werden wir ein Heidiland – und importieren noch mehr. Die Leute kaufen Poulet wie wahnsinnig. Klar können wir sagen, wir wollen keine Pouletmastställe mehr. Dann wird einfach mehr importiert. Hühner- und Schweinehalter brauchen nun einmal Futter, das können nicht alle auf dem eigenen Hof produzieren. Es ist doch verheerend, dass wir über Anforderungen abstimmen müssen, die nicht einmal alle Bio- und Demeter-Betriebe erfüllen.

Ich kenne konventionelle Bauern, die werden richtig depressiv. ‹Wir können nicht alle auf Bio umstellen, so viele Bioprodukte braucht es ja gar nicht›, sagen sie. Der Vorwurf ‹Ihr macht alles kaputt› ist für viele ganz schlimm – sie halten sich an die gesetzlichen Vorgaben. Wir haben in der Schweiz das strengste Tierschutzgesetz, die strengsten Raumplanungsgesetze und Bauvorschriften für Ställe. Ein Kollege war kürzlich in Bayern – dort gibt es Biobetriebe, da haben die Kühe und Kälber nie auf der Weide gestanden, nur im Auslauf ohne Gras. Das EU-Biolabel geht viel weniger weit als die Schweizer Knospe. Da haben es in der Schweiz fast alle konventionellen Kühe besser!

Ich verstehe, dass manche für die Pestizidfrei-Initiative sind. Aber ich habe auch Kritik an ihr. Dass alle Verarbeitungsbetriebe, Kaffee, Schoggi, Red Bull, ihre Rohstoffe pestizidfrei einkaufen – ist das realistisch? Was heisst das für die Arbeitsplätze? Red Bull ist in Widnau, an der Grenze zu Österreich – die werden dann halt im Ausland produzieren. Zuckerrüben biologisch anzubauen, ist auch eine Riesenherausforderung, der Aufwand ist jetzt schon nicht gedeckt, trotz hoher Preise. Ohne Pestizide sinken die Erträge stark, auch beim Gemüse. Wir sind einfach noch lange nicht so weit, dass wir global Bio machen können.

Wir sind im Würgegriff des Handels. Bei den Äpfeln zum Beispiel. Kürzlich hat ein Obstproduzent zu mir gesagt: ‹Ich verstehe nicht, warum der Detailhandel immer Gala verlangt. Der braucht so viel Pflanzenschutz. Wir hätten pilzresistente Sorten, aber alle wollen Gala!› Der ist so anfällig, da muss man einfach spritzen. Oder Golden Delicious – das Hinterletzte!

Die Leute sehen grosse Traktoren und denken, wir seien alle reich. ‹Wenn du wüsstest›, hat meine Buchhalterin kürzlich gesagt. Viele sind hochverschuldet, aber sie brauchen diese Maschinen zum Arbeiten, nicht für Ferien. Man spielt gern Gross- und Kleinbauern gegeneinander aus. Ich bin auch ein Kleinbauer – aber respektiere Grossbauern, die es gut machen. Es ist wichtig, dass wir einander wertschätzen. Das darf nicht verloren gehen.»

Karin Mengelt, Pfyn TG: Ja zur PI, Enthaltung bei der TWI

Der Hof von Familie Mengelt ist mit Gemüse, Hochstammbäumen, verschiedenen Ackerkulturen und Direktvermarktung sehr vielfältig. Karin Mengelt sitzt bei Bio Ostschweiz und bei der Kleinbauernvereinigung im Vorstand, vertritt hier aber ihre persönliche Meinung.
«Ich bin für die PI, weil damit alle ins gleiche Boot kommen: Der Verzicht auf synthetische Pestizide nützt den Konsumenten, der Lebensmittelqualität, dem Boden, dem Wasser und nicht zuletzt auch den Landwirten. Weil alle in die Pflicht genommen werden, bietet die PI eine faire Chance für eine Veränderung, die auf alle Schultern verteilt werden kann. Und ich fände es auch persönlich super, wenn ich im Laden nicht mehr überlegen müsste, ist dieses Produkt nun synthetisch gespritzt oder nicht.

Der Aufwand für die pestizidfreie Produktion ist grösser, das muss man finanzieren. Die PI bietet eine Möglichkeit, Bund, Konsumenten, Handel und Industrie an einen Tisch zu bringen. Und endlich über faire Preise zu sprechen. Die wären wohl etwas höher, dafür wären sie ehrlich. Wir könnten wieder mehr Arbeitsstellen in der Landwirtschaft schaffen – mit Schweizer Lohnniveau – und würden nicht mehr kommende Generationen mit Pestiziden belasten.

In der Kleinbauernvereinigung haben wir diskutiert, ob wir für einmal oder zweimal Ja plädieren sollen. Bei der PI waren wir uns einig. Bei der TWI gab es Bedenken, darum haben wir Stimmfreigabe beschlossen. Ich finde die Forderung berechtigt, dass keine Steuergelder in eine umweltbelastende Produktion fliessen sollen. Aber im Gegensatz zur PI kann bei der TWI jeder Betrieb entscheiden, ob er mitmacht oder nicht – somit ist nicht klar, ob es insgesamt eine Verbesserung gibt. Ich kenne jemanden, der hat zwei Betriebe und sagt: ‹Bei einem Ja zur TWI werde ich einen Betrieb ganz extensivieren, den anderen voll intensiv fahren.› Ist das die Lösung?

Wie der Paragraf mit dem Futter in der TWI ausgelegt wird, ist entscheidend. Nur Futter vom eigenen Hof oder doch einfach regionales Futter? Es gibt viele Höfe in Touristenorten wie Davos, die Hühner halten, damit die Touristen frische Eier bekommen. Könnten sie noch Hühner halten? Soja und Getreide fürs Futter anbauen können sie dort oben ja nicht.

Aber es stimmt, wir haben zu viele Tiere in der Schweiz. Es ist verrückt, dass wir billiges Futter importieren, um daraus Schweizer Fleisch und Eier zu produzieren. Fleisch oder Futter importieren – beides ist keine ehrliche Lösung. Es geht nur mit weniger Fleischkonsum. Und die Transporte sind einfach zu billig, das verzerrt alles.

Ich verstehe die Bauern, die Angst haben. Sie sind gefangen im System, so abhängig von den Grossabnehmern, haben keinen Bezug mehr zu den Konsumenten. Viele haben in eine einzige Produktionsrichtung investiert und jetzt nur noch ein Standbein. Und viele arbeiten ganz allein – einmal spritzen, dann ist gejätet. Ich staune immer, was für riesige Flächen manche allein bewirtschaften.

Im Biolandbau und in der regenerativen Landwirtschaft gab es in den letzten Jahren geniale Fortschritte. Ich sehe sehr viel Potenzial in Kooperativen oder Systemen wie Agroforst, wo Bäume auf dem Acker wachsen. Wenn man mit der Natur zusammenarbeitet, kann das ein wunderschönes Zusammenspiel sein: Man kann Dinge über den Boden lernen, wenn man schaut, welches Kraut wo wächst, etwa ob zu wenige oder zu viele Nährstoffe im Boden sind. Klar, auch wir müssen Beikräuter bekämpfen – aber wir spritzen nicht, sondern hacken und jäten. Wir dämmen die Kräuter ein, aber löschen sie nicht aus. Am Verzicht auf synthetische Pestizide führt für mich kein Weg vorbei.»

Roland Lenz, Uesslingen TG: Ja zu beiden Initiativen

Das Weingut Lenz in der Nähe von Frauenfeld ist eines der grössten Bioweingüter der Schweiz. Roland und Karin Lenz und ihre Angestellten arbeiten nach Demeter-Richtlinien. Ihre Weine haben schon diverse Preise gewonnen.
«Ich bin absolut für zweimal Ja. Diese zwei Abstimmungen sind die DNA der Bioproduktion. Laut dem Argumentarium der TWI sind Biohilfsstoffe zugelassen. Das Parlament wird sich daran orientieren, für Biobetriebe wird sich also gar nichts ändern. Und der Steuerzahler finanziert die achtjährige Übergangsfrist mit – so eine komfortable Ausgangslage hat keine andere Branche! Jeder andere Unternehmer muss von einem Tag auf den anderen mit einer neuen Situation umgehen können. Ich bin ja froh, dass ich Winzer bin – wir sind als einziger Zweig der Schweizer Landwirtschaft dem Weltmarkt ausgesetzt. Und haben unternehmerisch überlebt.

Mir ist auch klar, dass ich bei einem Ja mehr Konkurrenz bekomme. Das ist doch positiv! Und auch eine Chance für Forschung und Züchtung. Wenn ich vergleiche, wie ich vor zehn Jahren kutschierte und wie heute – man erkennt mich nicht wieder! Klar war ich damals schon bio, aber wir haben uns extrem weiterentwickelt, die pilzwiderstandsfähigen Sorten ausgeweitet, auf Demeter umgestellt, den Betrieb massiv vergrössert.

Vielleicht gibts nach dem TWI-Ja noch konventionelle Betriebe, aber die können auch nicht auf Teufel komm raus produzieren. Die Umweltstandards werden strenger, wie auch das Erdöl teurer wird. Es wird ein ‹Basisbio› geben, dazu Labels, die weiter gehen. Auch Demeter und Bio Suisse werden sich weiterentwickeln. Und dank der Genuntersuchungen, die nun möglich sind, wird es bei den pilzwiderstandsfähigen Pflanzenzüchtungen schneller vorwärtsgehen.

Das Leben hat mich gelehrt: Man muss immer positiv in die Zukunft schauen. Angst, dass die Biopreise sinken, habe ich nicht. Ich bin auch noch in Chile tätig. Dort sehe ich: Die Lebensmittelproduktion nimmt ab. Aber die Bevölkerung nimmt zu. Ich wage die Prognose: Ab 2025 werden die Lebensmittel teurer, global und in der Schweiz. Egal ob Ja oder Nein zur TWI: Sie müssen teurer werden, dann nimmt der Foodwaste automatisch ab.

Wir müssen endlich Pflöcke einschlagen, es geht um unsere Lebensgrundlagen. Alles basiert auf Kurzfristigkeit und Konsum. Stellen wir uns vor, was sich noch alles verändert bis 2030. Den Pinot noir werden wir bald im August ernten, wenn überhaupt noch. Auf neue Pandemien können wir uns auch schon einstellen. Da kommen noch ganz andere Herausforderungen als diese zwei Initiativen. Wenn ein Biobauer dagegen ist, will er entweder ein Gartenhägli machen, weil er Angst hat, oder er ist ein Funktionär wie Bauernverbandspräsident Markus Ritter mit einer zweiten Kasse im Hintergrund. Warum sollen sie sonst Nein sagen?

Wir sind wohl das Schweizer Weingut, das prozentual am meisten exportiert. ‹Made in Switzerland› und bio, das gibt zusammen eine Ausstrahlung gegen aussen. Ich habe viele Bauern beim Umstellen beraten. Von allen bekam ich Dankesschreiben: ‹Wir sind dankbar. Es geht uns viel besser, und wenn wir jetzt einen Blödsinn machen, sind wir selber verantwortlich.› Die Folgen sind auch kleiner, als wenn mit konventionellen Hilfsstoffen etwas schiefgeht.

Die Importe? Das mit dem Selbstversorgungsgrad ist ein grosses Märchen. Stellen wir uns vor, die Grenzen sind blockiert, es kommen weder Dünger noch Pestizide in die Schweiz. Was passiert? Die konventionelle Landwirtschaft geht ein. Im Biobereich wird vieles nach wie vor funktionieren. Ich würde mir eine solche Situation fast wünschen – dann sieht man, wie kurzfristig dieses Denken ist. Es ist eine Mär, dass wir bei zweimal Ja den heutigen Selbstversorgungsgrad nicht halten können – dank robuster Neuzüchtungen und neuer Technologien schaffen wir das. Ich sehe nur, was in den letzten drei Jahren im Weinbau passiert ist, seit Herbizidverzicht wegen der Ressourceneffizienzbeiträge ein Thema ist: Die Firmen holten ihre Pläne für neue Maschinen aus der Schublade, und plötzlich funktioniert es.

Ob ich optimistisch bin? Ich bin euphorisch! Zweimal Ja ist der richtige Weg, um aus der Misere zu kommen, das Klima und unsere Lebensgrundlagen zu schützen.»

Ulrike Minkner, Mont-Soleil BE: Ja zur PI, Nein zur TWI

Auf fast 1200 Metern im Berner Jura lebt und arbeitet Ulrike Minkner auf einem kleinen Biobetrieb mit Mutterkühen. Sie engagiert sich bei der bäuerlichen Gewerkschaft Uniterre.
«Ich sage Nein zur TWI. Mich stört vor allem, dass darin die Importe nicht vorkommen. Und dass sie mit dem Finger auf die Landwirtschaft zeigt. Das Initiativkomitee suggeriert, wir hätten bisher böswillig die Natur verschmutzt. Klar, heute weiss man, dass die Pestizidgrenzwerte zu hoch waren – aber das ist nicht die Schuld der Bauern und Bäuerinnen. Wir sind nicht mit dem Plan angetreten, die Böden kaputtzumachen.

Zur PI kann ich Ja sagen – hauptsächlich weil die Importe drin sind und die Übergangsfrist zehn Jahre beträgt. Das wird spannend, aber auch schwierig. Von der PI wären auch Verarbeiter, Gemeinden und die SBB betroffen. Das ist fair. Aber es braucht eine andere Forschung und eine andere Ausbildung. Unsere staatlichen Forschungsanstalten müssen ja immer noch unbedingt ihre Gentechfelder haben …

Damit die Bauern die PI umsetzen können, braucht es begleitende Massnahmen. Sie werden mehr Leute anstellen oder sich teure Maschinen leisten müssen. Dieser Wandel ist ein umwälzendes Gesellschaftsprojekt, das man gemeinsam angehen müsste. Zum Teil geschieht das, zum Glück. Aber vor allem bei der TWI fehlt mir diese Solidarität. Ich finde es schade, dass die Komitees nicht mit den Bauern zusammensassen, bevor sie die Initiativen verfasst haben. Nun gibt es tiefe Gräben. Und der Bauernverband ist gar nicht hilfreich. Er setzt so auf Blockade, dass er ein zweifaches Ja geradezu provoziert.

Uniterre hat zuerst Nein zur TWI und Ja zur PI gesagt. An der letzten Sitzung haben wir nun aber Stimmfreigabe zur PI beschlossen. Viele haben Angst – und ihre Kinder in der Ausbildung lernen immer noch vor allem, wie oft man spritzen muss. Die Schulen motivieren sie gar nicht, auf Bio umzustellen.

Wir haben bei Uniterre zwar auch Biobauern, die sagen: ‹Schaut doch bei mir, es geht schon pestizidfrei.› Aber andere haben vielleicht eine neue Obstanlage oder Masthalle – oder Rebsorten, die wirklich nicht biokompatibel sind. Ja, in zehn Jahren ist vieles möglich, aber es braucht Investitionen, und die Produzentenpreise steigen ja nicht automatisch. Viele sind finanziell am Rand, hochverschuldet, und jetzt sollten sie nochmals alles umkrempeln, mehr Leute anstellen, die sie dann nicht anständig bezahlen können – wir fordern bei Uniterre ja auch höhere Löhne für die landwirtschaftlichen Angestellten.

Ein Kollege von mir sagt: ‹Uniterre hat immer für faire Produzentenpreise gekämpft, für ein bäuerliches Einkommen, von dem man leben kann. Ob mit oder ohne Pestizide, der Kampf bleibt der gleiche.› Aber was passiert mit den Biopreisen, wenn die ganze Produktion bioähnlich wird? Importierte Bioprodukte setzen heute schon die Schweizer Biopreise unter Druck. Es wird nicht einfach. Aber wenn die Bevölkerung das will, ist es besser, von vornherein mitzumachen, statt überall Nein zu sagen.»