Neues aus der Wissenschaft: Parkplätze sind überflüssig

Nr. 33 –

«Nein zum Parkplatzabbau auf dem Hörnli», forderte der Stadtbasler Gewerbeverband am 8. August via Facebook. «Man hat das Gewerbe einfach vergessen», beschwerte sich im Juli die Stadtzürcher Gewerbeverbandspräsidentin gegenüber SRF in der Causa Parkplätze. Schon interessant: Kaum droht in einer Stadt ein Parkplatz zu verschwinden, steht der Gewerbeverband auf der Matte, um zu protestieren. Der Gewerbeverein des Zürcher Stadtteils Albisrieden behauptete im Sommer 2020 in der NZZ sogar, eine Umfrage in den Quartiergeschäften habe gezeigt, dass diese für ihr Überleben auf KundInnen von ausserhalb der Stadt angewiesen seien: Diese machten rund vierzig Prozent aus und kämen alle mit dem Auto.

Nun ist das mit den Umfragen und Statistiken in eigener Sache so eine Sache. Gut, stellt eine unabhängige wissenschaftliche Studie aus Berlin mit einer Umfrage unter 2000 KundInnen und 145 EinzelhändlerInnen an zwei städtischen Einkaufsstrassen klar: Die GeschäftsbesitzerInnen überschätzen die Rolle des Autos massiv, waren sie doch überzeugt, dass gut jedeR Fünfte ihrer KundInnen mit dem Pkw vorfahre. Tatsächlich taten dies lediglich sieben Prozent – und die waren für weniger als zehn Prozent des Umsatzes verantwortlich. «91 Prozent des Geldes, das die Kundinnen und Kunden in den lokalen Geschäften liessen, kam aus dem Geldbeutel derjenigen, die zu Fuss, mit dem Rad oder mit dem öffentlichen Personennahverkehr unterwegs waren», so die Bilanz.

Eine neue Erkenntnis sei das nicht, betont Studienleiter Dirk von Schneidemesser. Zu ähnlichen Resultaten kommen Untersuchungen aus fünf weiteren deutschen Städten, aus andern europäischen Ländern, ja selbst aus den USA und Australien. Eine verbesserte Infrastruktur für Fussgänger, Radfahrerinnen und öffentlichen Verkehr dürfte der lokalen Wirtschaft also zugutekommen, so Schneidemesser.

Schreibt es euch hinter die Ohren, liebe urbane GewerblerInnen in Zürich und anderswo: Der Ausbau der städtischen Velowege lässt auch eure Kassen klingeln!

Der in Albisrieden heimischen Autorin ist nie jemand begegnet, der sein Gipfeli beim Quartierbeck mit dem Auto geholt hätte.