Leser:Innenbriefe

Nr. 39 –

Stimmung gegen den Wolf

«Biodiversität: Was stört der Wolf den Schmetterling?», WOZ Nr. 36/2021

Dieser Text, der auf den ersten Blick den Eindruck von Neutralität erweckt, macht Stimmung gegen den Wolf, zum Beispiel mit der alarmierenden Nachricht: «Gerade diesen Sommer stösst der Herdenschutz an Grenzen. Wolfsrudel greifen inzwischen nicht nur Schafe, sondern auch Kälber, Rinder und Esel an.»

Ein nicht mit dem Thema vertrauter Leser sieht da eine wachsende Bedrohung durch den Wolf und muss zum Schluss kommen, dass es höchste Zeit wäre, einzugreifen und vielleicht sogar den Wolf zu eliminieren. In Wirklichkeit sehen die Relationen folgendermassen aus: Während des Alpsommers 2020 verendeten 3930 Schafe, zu neunzig Prozent wegen Krankheiten, Parasitenbefall, Blitz- und Steinschlag und Schneefällen. Rund zehn Prozent der Tiere waren Grossraubtieren zum Opfer gefallen. Bei Weidekühen und Rindern sind es im Durchschnitt der letzten zwanzig Jahre unter zwei Prozent der Todesfälle, die auf das Konto von Wölfen gehen. Die Haupttodesursache bildet die Aufnahme von Abfällen und Metallteilen durch weidende Kühe.

Der Wolf war über Jahrhunderte verfemt, verfolgt und wurde schliesslich ausgerottet. Wir hatten ihm das Daseinsrecht abgesprochen. Das war verständlich in einer Zeit der Kleinbauern ohne soziale Absicherung, für die der Verlust eines Tieres eine Katastrophe bedeutete.

Heute sind unser Wissen und unsere Möglichkeiten um ein Vielfaches grösser, aber der Wolf kämpft immer noch mit seinem schlechten Image. Ich denke, wir haben im Umgang mit diesem Tier etwas gutzumachen. Der Wolf ist auf Aufklärung, auf jedes gute Wort angewiesen, das Verständnis weckt und den Willen anspornt, mitzuhelfen, dass das Zusammenleben mit dem «alten Feind» gelingen kann. Dazu sind besonders die Medien gefragt – sie haben ja auch den Auftrag, all jenen eine Stimme zu verleihen, die nicht für sich selber sprechen können.

Ruth Surowiec, Bern

Die bösen Bergbauern

«Biodiversität: Was stört der Wolf den Schmetterling?», WOZ Nr. 36/2021 , und «LeserInnenbriefe: Der böse, böse Wolf», WOZ Nr. 37/2021

Sie vernichten Blumenwiesen mit Gülle, sind Wolfsgegner und überlassen ihm einen alten, ausgestossenen Esel zum Frass, anstatt diesen des Nachts in den sicheren Stall zu bringen. Der total geschützte Wolf fürchtet den Menschen nicht mehr und jagt, als einst nachtaktives, scheues Raubtier, immer mehr am Tag.

Ich finde den kritisierten Artikel ausgewogen. Er zeigt verschiedene Aspekte auf und ist für mich als Bergbauer, Alpbewirtschafter und WOZ-Abonnent gar wohltuend. Dies, weil die linke (grüne) WOZ bis jetzt vorzugsweise undifferenziert die Pro-Wolf-Haltung von Pro Natura und WWF übernahm, nun aber auch einmal unsere Probleme mit dem Wolf aufgezeigt hat.

Der Leserbriefschreiber polemisiert und macht die Journalistin und die Viehhalter schlecht. Zu schreiben, Blumenwiesen würden wegen Gülleeinsatz verschwinden, ist tendenziös und beruht nicht auf Fakten. Blumenwiesen werden im Rahmen der Biodiversitätsstrategie des Bundes geschützt, entsprechend mit Direktzahlungen unterstützt und werden grösstenteils überhaupt nicht gedüngt! Für gedüngte Fettwiesen gibt es keinen Rappen. Mit der Reform der Agrarpolitik (AP 2014–17) wurden die Weichen neu gestellt. Die tierbezogenen Direktzahlungen, die zu hohen Tierbeständen geführt hatten, wurden abgeschafft, was zur Förderung der Biodiversität auf Wiesen und Weiden führt.

Vergessen wir bei der ganzen Thematik nicht, dass die Bauern diese Art von intensiver Landwirtschaft nicht selber erfunden haben. Sie wurden von Staates wegen mit Subventionen und über den landwirtschaftlichen Bildungs- und Beratungsapparat dahin geführt. Diesem Aspekt, dass hinter dem «Täter» Bauer die staatlichen Institutionen und die Industrie gestanden sind, wird in der politischen Diskussion nicht Rechnung getragen. Die kleine Minderheit der Bauern wird stellvertretend zum alleinigen Schuldigen gemacht. So einfach ist das in einer zu 84 Prozent urbanen Schweiz.

Georges Stoffel, Avers

Fleischverzicht

«Ernährung: Petition gegen ‹Futtermittelschwindel›», WOZ Nr. 38/2021

Es ist Greenpeace wirklich hoch anzurechnen, dass es mit der Petition endlich etwas macht gegen staatliche Gelder für Werbung für Fleisch, Milch und Eier. Es darf doch nicht sein, dass wir mit unseren Steuergeldern Produkte unterstützen müssen, die zwingend mit Tierleid und Klimaerwärmung verbunden sind. Unpassend ist nur der im Bericht erwähnte Aufruf der Initiant:innen, weniger Tierprodukte zu konsumieren. Die Entwicklung muss unbedingt Richtung Verzicht gehen. Denn Tierleid ist immer Tierleid, ob es viele oder wenige betrifft! Vermeidbares Leid für empfindsame Lebewesen gehört nicht nur reduziert, sondern ganz vermieden.

Renato Werndli, Eichberg

Rote Fabrik ist schon älter

«Hausmitteilungen: Auf in die Rote Fabrik!», WOZ Nr. 38/2021

Wurde die Rote Fabrik tatsächlich 1980 gegründet? Ich habe 1977 meine Einzeldiplomarbeit an der HWV in Zürich geschrieben mit dem Titel «Thearena – Ein Experiment in Zürich». Alle beschriebenen Aktivitäten fanden in der Roten Fabrik statt, während mehrerer Jahre.

Hans Richner, Glattbrugg

Erdrückende Fakten

«Erwachet! Arme Reiche», WOZ Nr. 38/2021

Eine Volkspsychose, ein nicht zu bändigender Wahn hat seit langem die Schweiz erfasst; welche Droge macht eine ganze Population so renitent gegen im fast wörtlichen Sinne erdrückende Fakten, die offenbar sogar einigen klar denkenden Individuen, die durch viel Geld von diesem Wahn befreit werden konnten, zu viel zu sein scheinen? Die Autorin macht sich sehr klarsichtig Gedanken über dieses Phänomen, nur: Leider hat immer noch niemand ein Medikament oder eine Impfung dagegen entwickeln können. Scheint im Interesse der «gesunden Reichen» zu sein. Eine Tatsache, die mich ebenfalls bereits lange beschäftigt.

Thise Gloor, per E-Mail