Privatversicherungen: Flächendeckende Abzocke von Patient:innen

Nr. 42 –

Krankenkassen klagen in der Schweiz gerne darüber, dass Patient:innen zu viele Leistungen in Anspruch nehmen und so die Gesundheitskosten in die Höhe treiben. Nun zeigt eine neue Untersuchung des Preisüberwachers, dass die Probleme massgeblich bei den Versicherern selber liegen. Im Bereich der Privatversicherungen werden demnach von Spitälern systematisch überhöhte Rechnungen ausgestellt und von den Krankenkassen abgesegnet. «Es bestehen starke Indizien, dass die Krankenzusatzversicherungstarife in der Schweiz flächendeckend überhöht sind», hält der Preisüberwacher fest.

Untersucht wurden die Abrechnungen von 147 akut-stationären Spitälern. Ein:e Patient:in mit Privatversicherung verursacht demnach im Durchschnitt Zusatzkosten von 1800 Franken. Die Spitäler aber stellen fast 9000 Franken in Rechnung. Möglich machen diese Abzocke schlecht verhandelte Tarifverträge zwischen Versicherern und Spitälern, intransparente Abrechnungen – und ein nachlässiges Controlling. Dafür aufkommen müssen die Prämienzahler:innen, die gesamthaft 3,7 Milliarden Franken pro Jahr für Zusatzversicherungen ausgeben. Gedeckt sind von der Zusatzversicherung Privilegien, wie ein Einzelzimmer, eine bessere Verpflegung oder die freie Arztwahl. Die wesentlichen Leistungen wie Operationskosten und Pflege sind bereits durch die Grundversicherung gedeckt.

Der Bericht des Preisüberwachers stützt eine Untersuchung der Finanzmarktaufsicht Finma (siehe WOZ Nr. 40/2021 ). Beide Behörden regen neue gesetzliche Vorschriften an. Tätig wird auch der Konsumentenschutz, der seit geraumer Zeit Fälle sammelt. Konsumentenschutz-Präsidentin Prisca Birrer-Heimo kündigt an, die Justiz einzuschalten: «Verschiedene Beispiele, die uns vorliegen, grenzen für uns an Betrug.»