Biontech: PR im Schweizer Fernsehen

Nr. 43 –

Das Schweizer Fernsehen (SRF) und das ZDF haben einen Film veröffentlicht, der aufzeigen soll, wie die Mainzer Firma Biontech 2020 den Covid-Impfstoff entwickelt hat. Die Geschichte des Films wird sich ins Gedächtnis unzähliger Zuschauer:innen einbrennen. Dabei ist sie mehr Märchen als Wirklichkeit.

Der Plot: Ein Ehepaar (Özlem Türeci und Ugur Sahin) erforscht mit ihrem Start-up dank der Risikobereitschaft zweier Investoren (Andreas und Thomas Strüngmann) sowie dem Pharmariesen Pfizer im Alleingang einen Impfstoff, der die Welt retten kann. Eine Ode an den freien Markt.

Dokumentarfilmer Michael Schindhelm schafft es in fünfzig Minuten, nicht ein Mal die mRNA-Forschung öffentlicher Einrichtungen seit Anfang der neunziger Jahre zu erwähnen, die Abermilliarden gekostet hat – lange bevor Biontech 2008 gegründet wurde (siehe WOZ Nr. 7/2021 ). Kein Wort etwa dazu, dass die Erfindung zur Nachbildung von Viren, die Biontech nutzt, an den öffentlichen National Institutes of Health (NIH) der USA gemacht wurde. Das Thema blitzt nur einmal implizit auf, als Katalin Kaliko spricht, die an der Uni Pennsylvania einen anderen Durchbruch erzielt hatte – bevor sie von Biontech abgeworben wurde.

Kein Wort zu den Kaufgarantien, die die Regierungen Biontech gaben, bevor die Wirksamkeit des Impfstoffs klar war. Kein Wort, dass zu den 2,2 Milliarden US-Dollar, die Biontech und Pfizer 2020 investiert haben, die USA und Deutschland 2,7 Milliarden draufgezahlt haben. À fonds perdu. Der Film suggeriert, die Brüder Strüngmann hätten das Gros bezahlt.

Es geht nicht darum, Türecis und Sahins Leistung kleinzureden. Anders als der Film behauptet, ist die Entwicklung des Impfstoffs aber genau ein Beispiel dafür, wie der Markt oft versagt: Biontech hat öffentlich finanzierte Forschung im Wert von Milliarden privatisiert – die kein Investor der Welt bezahlt hätte – und streicht nun die Monopolmilliarden ein. Allein Sahin hat laut «Forbes» elf Milliarden US-Dollar kassiert. Und trotz Impfstoffknappheit weigert sich Biontech bis heute, die Patente freizugeben.

Die Heldengeschichte, die SRF und ZDF erzählen, hat nur noch wenig mit Journalismus zu tun. Es ist reine PR.