WM in Katar: Waffen für den Fussball

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Normalerweise würden derzeit unzählige Menschen vor Bildschirmen oder in Stadien gebannt die grösste Sportveranstaltung der Welt verfolgen: die Fussballweltmeisterschaft der Männer. Doch dieses Jahr läuft nichts normal bezüglich der WM, für die sich auch die Schweiz qualifiziert hat. 2010 wählte der Weltfussballverband Fifa unter der Führung des Wallisers Joseph Blatter Katar als Austragungsort für das Turnier. Eine Folge dieser Vergabe, die von Korruptions- und Bestechungsvorwürfen überschattet wurde, war die Verlegung der Spiele vom Sommer in den Winter, weil es auf der Arabischen Halbinsel im Juli fürs Fussballspielen schlicht zu heiss ist.

Der grösste Skandal spielte sich jedoch rund um die Stadionbauten ab. Gemäss einer letztjährigen Recherche der britischen Zeitung «Guardian» kamen auf Katars WM-Baustellen 6500 Arbeitsmigrant:innen ums Leben – vor allem aufgrund katastrophaler arbeitsrechtlicher Bedingungen. Amnesty International fordert die Fifa nun deshalb auf, zur Entschädigung für die zahlreichen Menschenrechtsverletzungen den Betrag der WM-Preisgelder in der Höhe von 440 Millionen US-Dollar zu zahlen. Erstaunlicherweise erhält die Menschenrechtsorganisation dafür Unterstützung vom Schweizerischen Fussballverband (SFV), der sich sonst tunlichst aus solchen Debatten raushält. «Alle Arbeiter, deren Würde und Grundrechte verletzt wurden, müssen entschädigt werden», sagte SFV-Präsident Dominique Blanc kürzlich zu «Watson». Bisher ist die Fifa der Forderung nicht nachgekommen.

Diese Woche kam nun noch ein weiterer problematischer Aspekt der WM-Vergabe an Katar ans Licht: Die jüngste Schweizer Statistik der Kriegsmaterialexporte zeigt, dass Katar mit einem Umfang von knapp 120 Millionen Franken zurzeit der Hauptabnehmer von Schweizer Waffen ist. «Bei den Exporten nach Katar handelt es sich hauptsächlich um Flugabwehrsysteme, die zum Schutz der Stadien im Rahmen der Fussballweltmeisterschaft im Winter 2022 beschafft wurden», erläuterte das zuständige Staatssekretariat für Wirtschaft. Die WM trägt zur Aufrüstung einer absolutistischen Monarchie bei, die immer wieder gegen Menschenrechte verstösst.