Pfadi-Bundeslager: Dreckige Hosen, reiner Kopf

Nr. 31 –

Selbst wer nie von der Pfadi gehört hat, weiss nun Bescheid. Die Zeitungen sind voll mit Reportagen und Interviews, SRF hat einem ganzen Team die Ferien gestrichen und es ins Goms entsandt, wo die Reporter:innen mindestens so enthusiastisch wie die Pfadis selber im Bundeslager rumstiefeln. Rührend wirken die 30 000 Jugendlichen und Kinder in der Zeltstadt, rührig all die Berichte. Es ist ja auch eine gelungene Sache: Kids, die nicht am Handy hängen, sondern draussen sind, die sich raufen und zusammenraufen, die treu, ehrlich, verantwortungsvoll sind. In der Pfadi wird die Hose dreckig, der Kopf aber bleibt rein.

Nun war die Pfadi nie so und wird es hoffentlich nie sein. Und doch scheinen die Verantwortlichen des Lagers darauf bedacht zu sein, die Erzählung einer einigen, herzigen kleinen Welt nicht zu stören. Am Montag begingen die Pfadis den 1. August. Der Walliser FDP-Staatsrat Frédéric Favre durfte eine Rede halten. Eine junge Frau trug voller Tremolo die Nationalhymne vor, während vom Himmel Fallschirmspringer der Armee mit der Schweizer Fahne in der Hand gen Boden trudelten.

Derweil versammelte sich vor der Bühne eine Gruppe, die sich Pfadis gegen Patriotismus nennt. «Nationalismus raus aus den Köpfen» oder «1. Mai statt 1. August» stand auf ihren Transparenten. Man habe aufzeigen wollen, «dass der 1. August kein politisch neutraler Tag ist und im Kontrast zu jeder progressiven Perspektive steht», schreibt die Gruppe der WOZ. Lange blieb der Protest nicht ungestört. Als das Sicherheitspersonal des Lagers eine Fahne der Antifaschistischen Aktion entdeckt habe, sei deren Entfernung angeordnet worden. Die Begründung habe gelautet: Die Feier sei keine politische Veranstaltung.

Die Organisator:innen des Lagers erklären auf Anfrage der WOZ: «Grundsätzlich ist die Pfadi politisch neutral. Meinungsäusserungen wurden an der 1.-August-Feier jedoch jederzeit zugelassen.» Man habe bloss grosse Transparente entfernen lassen, damit alle gut auf die Bühne hätten sehen können. Und damit die Transparente nicht mehr sahen, die mehr Schlaues zu sagen hatten als der Schweizer Psalm.