Arbeitskampf in der Waadt: Streik der Staats­angestellten

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Der Streik von Angestellten in öffentlichen und halböffentlichen Einrichtungen im Kanton Waadt weitet sich aus. Nachdem bereits vergangene Woche etwa 3000 Personen in Lausanne für Lohnerhöhungen und bessere Arbeitsbedingungen auf die Strasse gegangen waren, waren es am Dienstag laut Angaben der Gewerkschaft VPOD mindestens doppelt so viele. Neben über 2000 Lehrkräften aus dem ganzen Kanton, die an diesem Tag ihre Arbeit niederlegten, protestierten diesmal auch zahlreiche Angestellte aus dem Bildungs-, Gesundheits- und Sozialwesen – und auch Polizeibeamtinnen und Gefängniswärter schlossen sich an. Gegen Abend versammelten sich alle zur grossen Manifestation auf der Place du Château.

Auslöser der Proteste war der Beschluss der bürgerlich dominierten Kantonsregierung, die Löhne für Staatsangestellte ab diesem Jahr um lediglich 1,4 Prozent nach oben anzupassen. Dieser Teuerungsausgleich sei einer der niedrigsten in der Schweiz, heisst es in einer Erklärung der Gewerkschaften. Sie fordern eine Anpassung um drei Prozent, die dem Anstieg des Landesindexes der Konsumentenpreise zwischen Oktober 2021 und Oktober 2022 entspricht. Im Weiteren fordern die Streikenden unter anderem auch eine angemessene Erhöhung der Zulagen für Nacht- und Wochenendarbeiten sowie eine zusätzliche Gehaltserhöhung von hundert Franken, um insbesondere die gestiegenen Krankenkassenprämien zu kompensieren.

Die Kantonsregierung hatte den tiefen Teuerungsausgleich mit dem Hinweis auf die 182 Millionen Franken verteidigt, die für allfällige Lohnerhöhungen bereitgestellt würden. Die Gelder in dieser Kasse seien allerdings zu einem grossen Teil bereits für Lohnerhöhungen reserviert, zu denen der Kanton gesetzlich sowieso verpflichtet sei, so VPOD-Regionalsekretär David Gygax gegenüber dem «Tages-Anzeiger».

Die waadtländische Regierung ist bisher nicht auf die Forderungen eingegangen. Als ersten Verhandlungstermin stellt sie den 23.  Februar in Aussicht. Die Gewerkschaften haben für kommenden Donnerstag derweil bereits zum nächsten «grossen Tag der Streiks, Aktionen und Demonstrationen» aufgerufen.