Leser:innenbriefe
Unverfrorenheit
«Medikamentenpreise: Ein Urteil gegen die Öffentlichkeit», WOZ Nr. 35/23
Wo leben wir eigentlich? Die Pharmaindustrie bedroht Bundesämter und Gerichte, ohne dass sie in den Senkel gestellt werden kann von den Behörden! Das klingt nach Bananenrepublik, nicht nach Demokratie.
Die Methode, Kritiker mit Multiverfahren in die Knie zu zwingen, wenden grosse Konzerne allgemein gern gegen Leute oder Gruppen an, die die Konzerne wegen ihres unsozialen Gewinnstrebens um jeden Preis kritisieren oder gar blossstellen. Aber gegen den Staat? Das ist doch der Gipfel der Unverfrorenheit. Dieser Staat bietet den Konzernen eine sichere Umgebung und (zu) grosszügige Geschäftsbedingungen. Konzerne – ein Staat im Staat!
Maya Eggimann, Diessbach
Konkordanz aufkündigen
«SVP nach US-Vorbild: Angriff auf die Solidarität», WOZ Nr. 35/23
Der Artikel schildert eindrücklich, wie sich die SVP die republikanischen Vorbilder aus den USA zunutze macht. Mit Redaktor Matthias Hui von der Zeitschrift «Neue Wege – Religion. Sozialismus. Kritik» (in der Septemberausgabe) meine ich jedoch, dass die blochersche, «neue» SVP sich nicht erst gestern erfunden hat, sondern ihre braunen Süpplein schon in den achtziger Jahren zu köcheln begann. Unterdessen ist es zu einer Hetze angeschwollen gegen alles Fremde, gegen liberale Gesetzgebungen, gegen Menschen, die bei uns Asyl suchen, gegen Ausländer:innen allgemein, Sozialhilfebezüger:innen, Städter:innen. Andreas Glarner und Roger Köppel dürfen hauen und stechen, direkt auf den Mann oder die Frau spielen. Nebenbei wird die Konkordanz, das freundeidgenössische Miteinander beschworen, ein einzig Volk von Brüdern (und Schwestern?). Hui sagt in seiner Kolumne in «Neue Wege» nun klipp und klar, dass man die Konkordanz mit dieser rassistischen Partei aufkündigen und ein Bollwerk gegen die braune Flut bauen soll. Ich würde es toll finden, wenn die WOZ mit Matthias Hui das offene Gespräch unter Partnern suchen würde.
Beat Eberle, der leider in einer SVP-Gemeinde wohnt, per E-Mail
Tierlieb
«Massentierhaltung: Kampf gegen einen Schlachthof», WOZ Nr. 35/23
Es ist unverständlich, dass die Migros die Zeichen der Zeit nicht erkennen will und einen noch grösseren Schlachthof als bisher baut. Und dies für Poulet, das Klima, Gesundheit und Stickstoffbilanz in Böden und Gewässern negativ beeinflusst. Und vor allem verstärkt es das Leiden der empfindsamen Hühner, die in solch riesigen Einrichtungen in noch grösserer Anzahl praktisch im Akkord geschlachtet werden. Es ist absurd: Wir alle sind tierlieb, und trotzdem produziert die Migros noch mehr Fleisch …
Renato Werndli, Eichberg
Hochgenuss
«Elisabeth Bronfen: ‹Was mich am meisten erstaunt …›», WOZ Nr. 34/23
Herzlichen Dank für den intellektuellen und sprachlichen Hochgenuss des Interviews. Bitte mehr davon!
Christian Kronenberg, Biel
Falsche Bildlegende
«Sachbuch: Mehr Apokalypse wagen», WOZ Nr. 34/23
Stimmt die Unterschrift unter dem Foto zur Buchbesprechung? Ich vermute, es handelt sich um ein Foto im Zusammenhang mit den Protesten gegen die WAA Wackersdorf, wo ab Ende 1985 viel Wald gerodet wurde, um den Standort für den Bau vorzubereiten. Zur Erinnerung: Der langjährige Widerstand gegen diese geplante Wiederaufbereitungsanlage für deutschen Atommüll führte – unter hohen persönlichen Kosten für die Demonstrant:innen – dazu, dass das laufende Bauprojekt 1989 definitiv eingestellt wurde. Die deutsche Atomindustrie hielt es damals für nicht mehr durchsetzbar. Der Widerstand machte das Projekt auch ökonomisch zu teuer. Den Demonstrant:innen gebührt auch heute noch unser Respekt. Danke für die Überprüfung.
Michael Clerc, per E-Mail
Das abgedruckte Bild zeigt in der Tat nicht einen «Protest gegen das Waldsterben», wie wir aufgrund einer unklaren Angabe der Bildagentur schrieben, sondern besagten Protest gegen die Wiederaufbereitungsanlage. Wir bitten dafür um Entschuldigung.