Serie: Aufklären im Land ohne Sonne
Die feinen Härchen am Pelzkragen des Jägers sehen definitiv echter aus als die Rentiere, auf die er mit seinem Gewehr zielt. Dieser missglückte Einsatz einer KI-generierten Tierherde in einer riesigen Eiswüste bleibt aber die einzige Kritik an der ersten Folge dieser vierten Staffel von «True Detective». Das Konzept der Reihe ist unverändert. Auch in der von der Kritik hochgelobten jüngsten Auflage von «True Detective» kümmert sich ein neues Ermittler:innenteam um einen aufsehenerregenden neuen Fall.
Wer beim Namen Jodie Foster immer noch gleich an die blutjunge FBI-Agentin Clarice Starling aus «Silence of the Lambs» denkt, darf die Fantasien frisch sortieren. Fosters Polizeichefin Elizabeth Danvers, die hier im fiktiven Kaff Ennis am Polarkreis ermittelt, ist ein ganz anderes Kaliber: kratzbürstig in wirklich jeder Lebenslage, flucht wie ein Seemann, kommandiert alle herum. Keine kleine Leistung der als Schauspielerin noch wenig bekannten Profiboxerin Kali Reis, dass sie neben dieser in bester Altersform aufspielenden Foster locker bestehen kann. Auch in ihrer jungen Polizistin Evangeline Navarro kocht eine alte Wut.
Die Geschichte beginnt mit dem letzten Sonnenuntergang vor der Polarnacht, bevor es also wochenlang nicht mehr richtig hell wird. Die extremen Licht- und Temperaturverhältnisse beeinflussen den Fall wesentlich. Es ist eiskalt, es ist dunkel, aus den Ritzen kriechen die Toten. Alte, kalte Fälle suchen auch die Ermittlungen heim. Und wer sich nur kurz falsch gekleidet im Freien aufhält, ist tot. Die Besatzung einer abgelegenen Forschungsstation erfährt es am eigenen Leib. Mehrere männliche Erfrorene, zu einer grausigen Skulptur verknotet: Das ist der offensichtlich rätselhafte Todesfall, den es hier zu klären gilt. Doch wie bei jedem guten Krimi verwickelt sich das aktuelle Verbrechen bald mit den alten Schuld- und Gewaltspuren der Gemeinschaft, aus der es hervorgegangen ist.
