Graphic Novel: Im Auge funkeln die Sterne

Nr. 11 –

Cover des Comic «Metax»
Antoine Cossé: «Metax». Aus dem Englischen von Christoph Schuler. Edition Moderne. Zürich 2023. 228 Seiten. 36 Franken.

Der griechische Weinbrand Metaxa ist bekannt, aber was zum Teufel ist Metax? Und wer ist so versessen auf den Stoff? Im Kino beschäftigt der Kampf um eine kostbare Ressource gerade wieder ein ganzes Universum, doch anders als die Wunderdroge Spice in der «Dune»-Saga löst das sagenumwobene Metax in der gleichnamigen Graphic Novel von Antoine Cossé keine imperialen Kriege aus. Die graustichige Welt, die der in London lebende Zeichner entwirft, scheint kleiner und überschaubarer – und doch ist sie so beschaffen, dass man sich darin leichter verliert als auf einem fantastischen Wüstenplaneten.

Anfangs traben da Rösser über die Seiten, in einer Fantasiegegend, die immer wieder ganz andere Epochen und Kulturen zitiert. Es sind die Pferde des Königs von Ronin City, und als eines von ihnen niedergeschossen wird, sieht man im nachtschwarzen Auge des toten Tieres dann Sterne funkeln. Hat das wirklich etwas mit den Staubwolken zu tun, die bei der Gewinnung von Metax freigesetzt werden? Und was treibt die Bande von militanten Knirpsen, die wohl das Pferd auf dem Gewissen haben? «Terrorkids» werden sie einmal genannt, sie tragen die Masken wilder Kerle und schlucken bei Bedarf eine Pille, die sie in Vögel verwandelt.

Ausbeutung natürlicher Rohstoffe, Widerstand gegen eine anonyme Herrschaft: Manches in dieser Ökoterrorfabel bleibt kryptisch, aber das heisst bloss, dass sich der Plot in «Metax» dem Sog der Bilder unterordnet statt umgekehrt. Cossé, der dieser Tage am Fumetto zu Gast ist, wo er mit einer Ausstellung gewürdigt wird, wirbelt freihändig die Motive durcheinander, lässt einmal schwere Motorräder in heutigem Design über die Seiten donnern, später Rennwagen wie aus der Frühzeit des Autorennsports.

Nochmals einer ganz anderen Dimension scheint dann der clowneske Schurke mit Schockfrisur entsprungen, der als Sicherheitsberater des Königs auftritt: Erinnert dieser Fifi nicht irgendwie an Flip, die Nervensäge aus «Little Nemo»? Wie der Träumer Nemo taucht man am Ende von «Metax» auf und fragt sich: Was war denn das?

Ausstellung am Fumetto in Luzern, Ahoi, Furrengasse 11. Bis Sonntag, 17. März 2024. Artist Talk: Samstag, 16. März 2024, 14 Uhr.