Wichtig zu wissen: Es blüht eine stürmische Welt
Un monde orageux s’épanouit. A stormy world is blooming. Von Ruedi Widmer
Während Stormy Daniels dem grossen Präsidenten viel Kummer einbringt, ist der Einfluss von Stormy Sahara (Sand) etwas zurückgegangen – zugunsten des Blütenstaubs.
Zoë Jenny hätte Freude, wie viele Blütenstaubzimmer es zurzeit gibt. Nicht nur die offenen Fenster tragen dazu bei, sondern auch Katzen und Kinderfüsse. Bald wachsen auf dem Wohnzimmerteppich die ersten Blumen.
Doch jetzt ist es wieder kalt geworden. Das, weil Stormy Böögg am Zürcher Sechseläuten nicht verbrannt ist. Es hat zu stark gestürmt, da zeuselt selbst der Volksfreisinn nicht. Ausserzünftlich gesehen ist dies aber nicht schlimm; es explodiert schliesslich sonst genug auf der Welt.
Das Wetter spielt verrückt. Auch Ostern wurde es 2024 schon viel zu früh im Jahr. Geht der Klimawandel so weiter, kann es schon im Spätherbst wieder Ostern werden.
Die Cannabisförderung in Deutschland vernichtet alle Anstrengungen in Sachen CO₂-Senkung. Die ersten Jointkraftwerke sind bereits in Betrieb.
Weil die Nachfrage nach Ausbildungen in der Terrorismusbranche bei Schweizer Jugendlichen steigt, bieten die kantonalen Bildungsdirektionen das bewährte durchlässige Schweizer Bildungsmodell an. Es ist also nicht so, dass sich die Kinder schon im vierzehnten Altersjahr entscheiden müssen, ob sie ihre Ausbildung im IS, bei der Jungen Tat, der Mädchen Tat oder doch lieber bei der Hamas machen wollen. Wer die Junge Tat absolviert, kann ohne Probleme bei der Jungen SVP doktorieren oder auch zum IS wechseln.
Ein hochaktueller Film ist «Die nackte Kanone» aus dem Jahr 1988, den ich am Wochenende zum ersten Mal im Leben sah. Nicht nur O. J. Simpson (gestorben letzte Woche) spielt mit, sondern der Iran droht Israel mit Vernichtung. Nicht mehr aktuell ist der Plot, dass Khomeini von einem US-Agenten zusammengeschlagen wird. Die heutigen Amerikaner:innen sind nicht mal mehr fähig, ihren eigenen Diktator auszuschalten.
Die Schweiz ist so klein, dass dreisprachige Zugdurchsagen wegen Verspätungen und komplizierter Anschlüsse so lange dauern, dass man, kaum sind sie vorbei, schon am nächsten Bahnhof eintrifft und sogleich eine weitere dreisprachige Durchsage über sich ergehen lassen muss. Ich fuhr kürzlich von Genf nach Zürich mit einer Abgangsverspätung von fünfzehn Minuten, was eine grosse betriebliche Aufregung im Zug verursachte. Die resolute ältere Zugbegleiterin informierte während der Fahrt praktisch ununterbrochen über das Lautsprechersystem, das überdies viel zu laut und krachend eingestellt war. Es war wie eine Emil-Nummer, alle Leute im Wagen begannen irgendwann zu schmunzeln, dann zu lachen, und als nur wenige Sekunden nach der Meldung «Meine Damen und Herren, der Zug von Zürich nach Graz-Wien kann leider unseren Zug nicht abwarten. Wir bitten um Entschuldigung. Mesdames and Messieurs, nottre treyn …, Leidis and Tschäntelmenn …» usw. sogleich wieder aus dem Lautsprecher tschätterte: «Falschmeldung! Der Zug nach Graz-Wien wartet nun doch in Zürich. Le train pour Graz-Wien …», da gab es im ganzen Wagen Gejohle und Szenenapplaus.
Noch finden wir Schweizer:innen solche aus Deutschland eingeschleppten Verspätungen lustig. So eine krachend Bernhochdeutsch und français fédéral sprechende Kondukteurin könnte auch mal auf Deutschlandtournee, um die apathisch in ihren DB-Verspätungszügen dahinvegetierenden Bahnkund:innen aufzuheitern, sonst bleibt diesen nur das Kiffen.
Diese Zugbegleiterin ist, was man in der corporatekompatiblen Wirtschaftsschweiz nur noch selten sieht: ein Mensch! Keine Computerstimme, kein Warmluftverkäuferdeutsch und kein KI-Technowesen. Aufrichtig und dabei nicht pseudovolkstümlich wie in der Politik. I’m loving it! Ich liebe es! J’adore ça!
Ruedi Widmer lebt in Winterthur, Ruedi Widmer habite à Winterthour, Ruedi Widmer lives in Winterthur.