Pop: Es passiert nicht viel
Jetzt ist es also da, Taylor Swifts elftes Studioalbum. Und Swift, die ab und zu auch für Überraschungen gut ist, hat ihren Fans viel gegeben: Nur wenige Stunden nach Erscheinen von «The Tortured Poets Department» reichte sie «The Tortured Poets Department: The Anthology» nach, ein Doppelalbum mit sechzehn zusätzlichen Songs. Rekorde auf Spotify: die meisten Presaves, also Vormerkungen eines Albums, dann die meisten Streams eines Albums innerhalb eines Tages. Aber ganz so glatt und geschmeidig lief die Sache dieses Mal dann doch nicht. Es sei Swifts schlechtestes Songwriting seit Jahren, musikalisch sei nichts Neues dabei, schrieben einige Kritiker:innen – aber nicht nur sie, auch einige Fans zeigten sich leise (aber nur ganz leise!) enttäuscht. Manche fragen sich nun: War das jetzt vielleicht zu viel? Haben wir sie endlich erreicht, die Swift-Übersättigung? Wobei das Magazin «Paste» nicht einmal bekannt gab, wer die hier publizierte Negativkritik geschrieben hatte: Es habe beim letzten Mal Gewaltandrohungen gegeben, das hätten sie nicht noch einmal riskieren wollen.
Nun gut, uns soll es nicht passieren, und Swift wird uns sowieso nicht überwältigt und tränenreich ihren 283 Millionen Follower:innen auf Instagram empfehlen, also stehen wir gerne hin: Denn «The Tortured Poets Department: The Anthology» ist ein langweiliges Album, sogar für Swift-Verhältnisse. Es wirkt weder dringlich, sodass es gerade jetzt und unbedingt hätte erscheinen müssen, noch so, als habe hier jemand besonders viel zu sagen. «Fortnight» mit Post Malone steht als Hitsingle eigentlich ganz gut für das ganze Album: Es passiert nicht viel, vor allem nicht viel Interessantes. Statt sich also der Beliebigkeit von 31 ähnlichen Songs hinzugeben, hätte man das Album auch auf einige wenige herunterkochen können. Ein paar, die herausstechen, gibt es ja doch – «I Can Fix Him (No Really I Can)» mit seinen geisterhaften Gitarren; «Florida!!!» mit Florence Welch von Florence and The Machine. Und die Ballade mit dem guten Titel «I Can Do It with a Broken Heart»: «Fake it till you make it», singt Swift hier, und: «I did it.»