Serie: Lucy im Strahlenland
Lange verhiess es wenig Gutes, wenn ein Videospiel fürs Kino oder Fernsehen adaptiert wurde. Das hat sich spätestens mit «The Last of Us» geändert; nun läuft der nächste Hit. «Fallout» basiert auf der gleichnamigen Rollenspielreihe des US-Gamestudios Bethesda, die ein alternatives Geschichtsszenario beschreibt: Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte die Menschheit immer umfangreicher auf Kernenergie, während die Fortschritte in Sachen Computer eher rudimentär blieben. Bis es dann irgendwann zum Atomkrieg kam, vor dem einige Glückliche in umfangreichen Bunkeranlagen – sogenannten Vaults – Rettung fanden.
Die Handlung der Serie setzt einige Generationen später ein: Lucy MacLean (Ella Purnell), unter dem Erdboden in einem an die USA der fünfziger Jahre angelehnten Biedermeieridyll aufgewachsen, soll mit einem Mann aus dem Bunker von nebenan verheiratet werden. Leider aber entpuppen sich die lieben Nachbarn als brutale Marodeur:innen, die ein Blutbad anrichten und Lucys Vater (Kyle MacLachlan alias Agent Cooper aus «Twin Peaks») verschleppen. Die Tochter macht sich daraufhin zu einer Rettungsmission auf, die sie durch eine postapokalyptische Westernwelt führt.
Dort erwarten sie reihenweise morbide Begegnungen, etwa mit dem untoten Kopfgeldjäger und einstigen TV-Sheriff Cooper Howard (Walton Goggins). Komisch ist das vor allem deswegen, weil die herzensgute Lucy unversehens in einer Welt gelandet ist, in die sie absolut nicht hingehört: Da werden Körperteile im Akkord abgetrennt; trotzdem zitiert die junge Frau unverdrossen moralische Sinnsprüche.
Neben einer schrägen, retrofuturistischen Ausstattung hat die von «Westworld»-Schöpfer Jonathan Nolan produzierte Serie zudem etwas Systemkritik parat: Immerhin ist es auch in der realen Welt ein Problem, wenn «Sicherheitstechnologien» von Konzernen hergestellt werden, die kein Interesse daran haben, sich dafür einzusetzen, dass ihre Produkte nicht mehr nötig sind. Allzu subtil ist das zwar nicht. Aber ein gut geschriebener Spass mit interessanten Figuren.
