Sachbuch: Männer mit toten Tieren
In lakonisch-derbem Tonfall und mit österreichischer Nonchalance – Stefanie Sargnagel geht in die USA und berichtet so darüber, wie sie auch über das schreibt, was ihr am nächsten steht: die wienerische Beislkultur zum Beispiel oder ihr Leben zwischen Comedy, Alkohol und Kinderwunsch.
Die Autorin, die in den letzten zehn Jahren beinahe vertikal vom Callcenter auf die Bühnen des deutschsprachigen Raums aufgestiegen ist, legt mit «Iowa. Ein Ausflug nach Amerika» ihr neustes Buch vor. Ans College der Kleinstadt Grinnell eingeladen, um Creative Writing zu unterrichten, mäandert Sargnagel mit ihrer Bühnenpartnerin, der 25 Jahre älteren Berliner Punkikone Christiane Rösinger, durch Iowa.
Die beiden taumeln dabei von einem Witz in den nächsten, weil sich in den USA alle Klischees bewahrheiten: Die Leute sind dick und freundlich, das Essen abscheulich, aber im Übermass vorhanden. Sargnagel unterhält mit überspitzten Situationsbeschreibungen, wie sie in eine Tankstelle wankt und sich als Protagonistin aller «Simpsons»-Folgen auf einmal wähnt. Oder wie sie auf Tinder nur Männer findet, die sich mit toten Tieren inszenieren, sodass der Typ mit dem lebenden Falken auf einmal richtig sympathisch wirkt. Während die Autorin aber in ihrem ersten längeren Buch, «Dicht», als Insiderin der Wiener Unterwelt auch Überraschendes zu erzählen wusste, erscheinen die USA in «Iowa» manchmal wie eine Kulisse aus Pappe: überzeichnet und vorhersehbar.
Heimliches Herzstück des Buches ist denn auch nicht die Reise, sondern die ungewöhnliche Freundschaft der beiden Protagonistinnen. Sargnagel beschreibt sie in allen Facetten und wechselt dabei rasend schnell vom Schlagabtausch – Rösinger reagiert mit schnoddrigen Fusszeilen auf Sargnagels Ausführungen – hin zu unverhohlener Zuneigung und wieder zurück. Hier lebt Sargnagel aus, was sie am besten kann, nämlich mit viel Schalk und Ironie Alltägliches aus neuer Perspektive zu zeigen.