Stellenabbau bei Tamedia: Agiler dynamischer Kahlschlag

Nr. 38 –

Rund zwanzig Personen versammelten sich am Dienstagabend vor den Redaktionsräumen der Tamedia-Zeitungen in Zürich, mit Protestschildern wie «Züritipp bleibt» oder «Verantwortung Hallo???». Ein kleiner, spontaner Protest gegen eine grosse Unverschämtheit. Die TX Group hat am Dienstag dargelegt, wie sie den angekündigten Stellenabbau auf den Redaktionen umsetzen will. Im Unternehmenssprech tönte das so: «Wir reduzieren die Komplexität, um uns besser und agiler in der sich sehr dynamisch verändernden Medienwelt aufzustellen.»

Gestrichen werden sollen 30 Stellen in der Deutschschweiz, 25 in der Westschweiz. Die TX Group will in der Westschweiz Redaktionen zusammenlegen, die Zürcher Lokalzeitungen in die Hauptredaktion integrieren, den «Züritipp» einstellen. Man kann nun einmal mehr vor journalistischem Einheitsbrei warnen und betonen, wie wichtig guter Regionaljournalismus für die Demokratie ist. Noch viel wichtiger ist es, nicht zu vergessen: Die Teppichetage ist nicht gezwungen zu dieser neuerlichen Sparrunde – der grössten, seit Tamedia zur TX Group wurde.

Wie oft wurde einem in den letzten Jahren eingetrichtert: Zeitungen sind nicht mehr rentabel, nur verschlankt kann es eine Zukunft geben. Doch Journalismus hat noch nie rentiert. Schon immer hat er sich primär durch Inserate querfinanziert. Dass diese ins Internet abwandern, setzt das Metier unter Druck. Doch die TX Group besitzt drei grosse Onlinemarktplätze. Sie könnte die Gewinne aus dem Onlineinserategeschäft in den Journalismus stecken, so wie es die Verlage früher mit den Einnahmen aus gedruckten Inseraten machten.

Stattdessen zahlte die TX Group ihren Aktionär:innen Dividenden aus: 45 Millionen Franken waren es jeweils in den vergangenen zwei Jahren. Alles wird der Profitlogik unterworfen. Die Teppichetage des Konzerns fühlt sich längst nicht mehr dem Journalismus verpflichtet, sondern nur noch den Zahlen. Dagegen muss sich noch viel mehr Protest formieren als am Dienstag.