Hans Weiss (1940–2024): Landschaftsschutz bis zum letzten Tag
Der Landschaftsschützer Hans Weiss ist gestorben, 84 Jahre alt. Bis zu den letzten seiner Tage hat er gegen die Zumutungen der Gebrauchsschweiz an die Schönschweiz gekämpft – gut informiert, heiter und oft erfolgreich. Schutz der Auen bei Reichenau vor einer Autobahn; Schutz des Mittelprättigaus vor einem Skizirkus; Schutz einer Idylle vor Zweitwohnungen; Schutz der Greina vor einem Stausee – so viel Graubünden, weil Hans Weiss teilweise im Prättigau aufgewachsen ist.
Er kannte auch die Alpen wie kaum eine:r. Und er war der erste Beamte für Landschaftsschutz von Graubünden. Ab 1970 baute er mit andern die Stiftung für Landschaftsschutz und Landschaftspflege zur Anwältin der Landschaft auf; ab 1992 widmete er sich mit dem Fonds Landschaft Schweiz der handfesten Pflege der schönen Landschaften. Focht Hans Weiss zuerst gegen einzelne Zumutungen, begriff er bald die Raumplanung in den Kantonen und im Bund als Hebel für die Landschaft und prägte als Drahtzieher Gesetze und Verordnungen mit. Das gelang ihm, weil er ein ungebundener und gmögiger Nonkonformist war, beseelt von der Idee, die Schönschweiz zu retten – ein urbürgerliches Anliegen. Die bürgerlichen Politikerinnen und Politiker haben es in den letzten dreissig Jahren verraten.
Nonkonform war er auch ab und zu uns gegenüber, seinen rot-grünen Gspänli; der Ingenieur ETH fand es nicht durchwegs blödsinnig, als die Herolde der Atomkraft versprachen, den Stromhunger statt mit Staumauern mit AKWs zu stillen. Hans Weiss hat grossen Verdienst, dass die Schweiz auf dem Papier über gute Gesetze für den Landschaftsschutz verfügt – noch –, und er kann nichts dafür, dass sie nicht umgesetzt und derzeit schamlos abgebrochen werden. Hans konnte dagegen wettern wie ein Sidian, die Bundesverfassung durch die Luft schwenkend, und er sprach frohgemut mit listigen Äuglein in seinem faltigen Gesicht sein «trotzdem»: «Trotzdem ist einiges geraten, trotzdem kommt es gut, trotzdem mache ich weiter bis zum letzten meiner Tage.»